Wir schlafen aus, so lange uns die Wärme lässt und fahren nach dem Frühstück ins benachbarte Almonaster la Real. Ich habe anfänglich ein paar Orientierungsschwierigkeiten, das alte Haus von Malenis Eltern wieder zu finden, selbst ein Polizist will mir helfen, aber ich weiß weder Straßennamen noch die Nachnamen ihrer Eltern. Aber dann habe ich die richtige Fährte aufgenommen.
Beide erkennen mich wieder, obwohl die Mutter meinen Bart vermisst. Oft waren wir während der Jugendaustausche und der Vorbereitungstreffen zu Ihnen eingeladen worden. Beide haben sich äußerlich kaum verändert, sind lediglich älter geworden.
Wir werden zum Mittagessen eingeladen, haben aber bis dahin noch genügend Zeit, das alte Dorf, die Kirche und die alte arabische Mezquita zu besichtigen und in einer Bar auf ein, zwei Bier einzurücken.
Die Mezquita ist natürlich offen, auch Yvonne ist von dem altehrwürdigen Bauwerk angetan – weniger allerdings von der inzwischen brutal knallenden Sonne. Der Brunnen in der Mezquita gibt uns eine kleine Abkühlung. Interessant aber ist auch die wie in Santa Ana reich geschmückte Dorfkirche, die wir auf unserem Rundgang durch das denkmalgeschützte Dorf besichtigen.
Für drei Bier und eine Cola – alles in eisgekühlten Gläsern serviert – in einer kleinen, typischen Bar zahlen wir 4 €, Tapas inclusive. Das würde wohl in Deutschland in keiner Dorfkneipe mehr passieren.
Die Verständigung mit Malenis Eltern und mit ihrem ebenfalls nur spanisch sprechendem Enkel klappt auch mit unseren geringen Spanischkenntnissen sehr gut. Bereits in den 90ern hatte ich darüber immer wieder gestaunt. Aber es geht, wenn man bereit ist für diese Art herzlicher Begegnungen. Wir müssen Umarmungen und Küsse für Rafa und Maleni mit nach Sevilla nehmen und natürlich versprechen, wieder zu kommen, wenn wir erneut in der Gegend sind.
Natürlich, als ob ich es geahnt hätte, gibt es zu Mittag jenen tollen Kichererbsentopf, von dem ich bereits in den 90ern immer wieder geschwärmt hatte!
Im Anschluß sind wir viel zu faul, noch irgendwo anders hin zu fahren und so genießen wir erneut den Nachmittag im Garten in Santa Ana , spielen mit der 13jährigen Tochter von Jara und Vicky Karten, trinken „Tinto de Verano“ und genießen den Nachmittag. Ich schaue nach meinen Mails und was bei Talk-about-wine so los ist.
Die drei extrem kuschelbedürftigen Kater üben sich im Dauerschnurren. Vater Bartolomäus und dessen Söhne Bruno und Amelie (der für uns verdächtig nach Kater aussieht) holen sich immer wieder ihre Streicheleinheiten abwechselnd bei Yvonne oder mir ab.
Tochter Claudia wird beim Kartenspielen richtig gesprächig und es zeigt sich, dass sie selbst mit 13 schon versiert englisch versteht und spricht.
Vater Jara steht derweil in der Küche. Auch hier ist die Aufteilung wie bei Yvonne und mir, „Mann“ ist für Einkauf, Küche und Keller zuständig, „Frau“ macht sauber und kümmert sich um die Wäsche.
Der Abend wird lang und unterhaltsam, es sitzt sich angenehm draußen, während es im Haus sehr warm ist. Alte Erinnerungen werden ausgetauscht und später, als nur noch Jara und ich mit den Katern draußen sind, gehen wir vom Gesprächsstoff noch mehr in die Tiefe. So wird die Freundschaft erneut noch fester zwischen uns. Manch einer würde auch Seelenverwandtschaft sagen.
Jara hat aus seinem Weinregal für den Abend zwei Flaschen herausgezogen, die wir uns schmecken lassen.
Bodegas Ayuso; Estola; Gran Reserva; La Mancha; 1999 rot – typischer Tempranillo im Gran Reserva Stil, anfangs verschlossen, öffnet sich dann aber, zeigt Kirschnoten und ein heftiges, leicht trocknendes Tannin. Etwas betonte Säure, aber sehr gut trinkbar, könnte ruhig noch liegen. Sehr gute 88/100 Th.
Vinedos Y Bodegas Gormaz; 12 Linajes; Ribera del Duero; 2003 rot – sehr typischer einfacherer Ribera de Duero, aber sehr gut. Ein animierendes Näschen und einige Finessen, am Gaumen auch Kraft zeigend, aber alle Bestandteile sind harmonisch miteinander verwoben. Trinkspaß. 91+/100 Th.