In den letzten Tagen habe ich einige neu vorgestellte Weine über mehrere Tage getestet, geholfen haben mir dabei auch Arne aus Essen und Steffen aus Gernrode. Da es keine größere Blindverkostung war, stelle ich die Sachen hier in einzelnen Artikeln nach Erzeugern vor.
Hauptsächlich ging es auch darum, zu schauen, was ich mit den nächsten Paletten aus dem Priorat mit nach Bernburg kommen lassen muss.
Als erstes hier ein neuer Jahrgang vom „mach doch mal was Kleines auf, Chris“ Èlia… Nachdem ja die drei Pater Jahrgänge 2005, 2006 und 2007 in der letzten Blindprobe dabei waren, muss nun mal der Kleine aus dem aktuellen Jahrgang zeigen, was er kann.
Ficaria Vins ist ein kleines sympathisches Familienprojekt aus einem der spektakulärsten Orte im Montsant. Die Fahrt ins Dorf ist von beiden Seiten her atemberaubend und wildromantisch, das Dorf selber ist hoch oben wie ein Adlerhorst und man hat gigantische Blicke zum Montsantmassiv und über das gesamte Priorat.
Von hier kommen zwei der berühmtesten Weine der DO Montsant. Der Espectacle, den René (III) Barbier gemeinsam mit Christopher Cannan von seinem ersten Erscheinen in 2004 ganz nach oben hievte, bekommt ebenfalls seit 2004 eine erstaunliche Konkurrenz vom Pater von Ficaria Vins. Beides sind 100% Grenache Weine von steilen Hängen mit Blick auf das Priorat und den Naturpark Montsant.
Sozusagen Nachbarweine… Und es gibt nicht viel in der DO Montsant, was an den Pater herankommt, dem vielleicht über die Jahre Platz 2 nach dem Espectacle gebührt.
Vielleicht die Venus von Sara Pérez, der Cabrida von Capcanes, der Bugader von Joan d´ Anguera – dann hat man die Handvoll großer Weine aus dem Montsant, die über die Jahre Konstanz zeigen… Und der Liebhaber muss sich entscheiden – eine Flasche Espectacle wiegt in etwa so viel wie eine Kiste Pater (in Münzgeld gesehen).
Und dann gibt es da noch den sympathischen Kleinen, über den viele Weinliebhaber nach wie vor zu Unrecht noch etwas hinwegsehen…
Der Èlia…
Ich kenne ihn seit dem 2005er Jahrgang und all die Jahre gibt es in der 10 bis 15 € Klasse, wenig, was ihm ebenbürtig ist. Ganz viel Montsant für vergleichsweise wenig Geld und Jahr für Jahr ein perfekter Zeuge seines Jahrgangs.
Und wie beim Pater steht, seit ich die Weine importiere, das „Enthält Sulfite“ in deutsch auf dem schlichten Etikett mit dem den Trinker beobachtenden Auge.
14,8° Alkohol enthält der 2008er, mehr Angaben verrät das Etikett nicht. Auch hier haben wir einen Grenachbetonten Wein (80%), allerdings kommen noch 10% Cabernet Sauvignon und 10% Syrah hinzu. 10 bis 12 Monate verbringt er in Fässern aus französischer Eiche.
Die Philosophie des Betriebes lässt sich zusammenfassen in Respekt vor der Rebsorte, dem Boden und der Umwelt. Die Eleganz im Ausdruck der Grenache steht im Vordergrund und das zeigt besonders der 2008er, der vom Jahrgang her dem besonders entgegen kommt.
Schon am ersten Tag zeigt sich der Èlia 2008 mit einem offenen und parfümierten Duft und reicht eine Schale frischer Früchte. Er wirkt zunächst 2008 – gemäß leicht, baut aber dann auch den nötigen Druck auf, um wahrlich zu begeistern. Eine schöne Länge mit einem Nachhall nach Erdbeer-, Himbeer- und Kirschjoghurt (in diesem jungen Stadium nichts Seltenes). Die Haupteigenschaften dieses Weines sind Eleganz und Süffigkeit (als Steigerung zu Trinkigkeit…) – die 14,8° scheinen absolut nicht durch, es ist absolut kein Problem, die Flasche recht schnell weg zu trinken.
Nur etliche weitere offene Flaschen verhindern dies, damit noch genug bleibt, um den Wein über mehrere Tage zu beobachten.
Am ersten Tag exzellente 93/100 Th.
Am 2. Tag wirkt er noch eine Spur gradliniger und mineralischer, ansonsten nach wie vor herrlich zu trinken und elegant. Es bleibt bei 93/100 Th.
Auch am 3. Tag verliert sich davon nichts, für einen sogenannten kleinen Wein ist auch der Èlia 2008 erneut eine Offenbarung.
93/100 Th.
93; 93; 93 = 93 Th. = 93/100 Th. Exzellenter Wein.
Gegenwärtig verkaufe ich von diesem Wein noch restliche Flaschen aus 2007. Der 2008er wird folgen (wahrscheinlich in 06/2011). Wer vorreserviert, erhält ihn zum selben Preis wie den 2006er (ausverkauft) und 2007er (13 € pro Flasche incl. MwSt.)
Neben dem 2007er Èlia kann natürlich auch noch Pater 2006 und Pater 2007 bestellt werden.