Die Verkostung im Cal Compte gehört in den letzten Jahren immer wieder zu einem der ganz großen Höhepunkte während des Firabesuchs. Auch wenn sich scheinbar die Zahl der Aussteller „festgefressen“ hat und leider die neuen des Dorfes nicht dabei waren, so ist es dennoch eine Werkschau der Entwicklung der Weine dieses speziellen Terroirs.
Schade auch, dass erneut Sabate I Mur nicht anwesend waren, dafür aber war nun schon zum zweiten Mal auch mit Rotllan Torra der „Pionier des Dorfes“ dabei.
Die Location allein ist genial, man ist im Freien – auf der großen überdachten Terrasse des altehrwürdigen Hauses, durch die in Ansätzen maurisch aussehenden Arkaden blickt man weit in das Priorat und natürlich speziell über einen großen Teil der Gemarkung Torroja.
Viel mehr Stände passen hier draußen eigentlich auch gar nicht hin, denn es hat in jedem Jahr auch mehr Besucher am traditionellen Sonntag Morgen. Und davon sprachen in diesem Jahr auffälligerweise viele auch die deutsche Sprache. Während des Probierens habe ich mich so mit allen möglichen Besuchern aus der Schweiz, aus Österreich und aus Deutschland unterhalten können, es gab darunter auch Leser meines Blogs und sogar Kunden meiner Prioratführerselektion…
Damit einige Besucher mehr ins Innere des Hauses gezogen wurden, hat man in diesem Jahr das Programm mit einer Olivenölausstellung erweitert, wobei es neben den Ölen von Miro Cubells im Prinzip weitere Prioratwinzer waren, die ihre Öle statt ihre Weine vorstellten.
Das Öl von Alvaro Palacios hatte mich dabei im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos gemacht, ich wollte schon etwas von „Mild“ erzählen, als die Geschmacksbombe explodierte und mir für Sekunden den Hals fest zuschnürte, um ihn von innen auszukratzen…
So habe ich mich denn doch im Wesentlichen auf die Weine gestürzt und ich werde meine Eindrücke dazu hier in der Reihenfolge wiedergeben, in der ich die Stände aufgesucht habe.
Combier, Fischer, Gerin (Trio Infernal)
Trio Infernal 0/3; Priorat – Torroja; 2009 weiß
Heute etwas zu warm, aber generell dennoch schön, er bestätigt den Eindruck der vorigen Nacht.
Riu; Priorat – Torroja; 2008 rot
Funkelnde, nicht all zu dunkle Farbe, durchscheinend. Sehr fruchtbetont am Gaumen mit Kirschen, zwar etwas einfach, aber in seiner Kategorie sehr gut. Explodiert ein klein wenig im Abgang und zeigt generell eine schöne Frische und Ausgewogenheit bei insgesamt etwas leichterem Körper. Für den Jahrgang gelungen, ein sehr guter Wein. 90+/100 Th.
Trio Infernal 1/3; Priorat – Torroja; 2006 rot
Der Wein hat sich sehr schön weiterentwickelt, er ist reichhaltig und komplexer geworden und besticht derzeit sowohl mit einer offenen Nase als auch einer tollen Trinkigkeit am Gaumen. Rote Früchte (Johannisbeeren und Sauerkirschen) zeigen ein von Frische betontes Konzept eines exzellenten Weines. 93+/100 Th.
Trio Infernal 2/3; Priorat – Torroja; 2006 rot
Ebenfalls sehr offene, etwas exotischere Nase, zeigt sich fein, aber auch sexy und zeigt während der ganzen Zeit eine sehr schöne Torroja – typische Mineralik. So brav er auch anfangs gekleidet wirkt, im Abgang ist er wild und ungestüm, ein großer Wein. Bis zum Ende getriebene Scheinwerfermineralik. 96+/100 Th.
Ich habe die Unterschiede zwischen 1/3 und 2/3 dann in Bildern zusammengefasst:
1/3 sind im Garten gepflückte Kirschen und Johannisbeeren;
beim 2/3 ist man in der Wildnis, wo man sich an der Brombeerhecke erstmal alles aufreißt, um an die begehrte reife Frucht zu kommen.
Trio Infernal 2/3; Priorat – Torroja; 2008 rot
Ebenfalls eine sehr exotische Nase, die derzeit noch etwas verschlossener ist, weihnachtliche Gewürze auf einem orientalischen Basar. Ein zarter wie auch zärtlicher und finessebetonter Wein, im Stile des Jahrgangs verhafteter leichterer Wein. Wie beim Riu kommt es dann zu einer Explosion der Aromen am Gaumen und auch noch weiter im Abgang, sehr samtenes, wunderbar ausgefeiltes Tannin – alles sehr gut balanciert.
Auf einer Stufe mit dem 2006er trotz anderer Stilistik. 96/100 Th.
Am Markantesten ist hier für mich der wunderbare sehr lange Nachhall, nicht kräftig, aber man hat den Eindruck, man würde ewig mit einer Feder gestreichelt. Sehr schönes, samtiges Tannin, in der Mineralik noch etwas verhaltener als der 2006er, aber auch fokussiert.
Im Unterschied zum 2006er etwas mehr an Eleganz und etwas weniger Charakter – so meint es Peter Fischer. Dem stimme ich vollends zu.
Am Anfang leiste ich mir hier einen wahren freudschen Versprecher, in dem ich den Wein als „2/8 aus 2003“ ankündige. Die Franzosen amüsieren sich darüber…
Trio Infernal 2/3; Priorat – Torroja; 2005 rot
Aus der Magnum.
Sehr üppiger, sehr tiefer und konzentrierter Duft, immer noch wild. Ein Nasentier mit dick aufgetragenem Parfüm, sehr veränderlich und äußerst komplex. Man möchte diesen euphorisch machenden Wein am liebsten mit der Nase aus dem Glase saugen.
Aber auch am Gaumen ersetzt er alle vorstellbaren Drogen, man muss ihn ganz langsam schlürfen und das Schlucken hinauszögern, so lang es geht, man hätte ihn am liebsten ewig im Mund und ich schlucke nur Minischluck um Minischluck davon, um zu genießen und zu schauen, was passiert.
Kleidet den Gaumen komplett aus und beschlägt alles, was da ist mit Frucht und nach wie vor bestem Tannin, sowie schönster Mineralik. Alles sehr ausgewogen, sensationelles, ganz großes Kino, nahe der Perfektion. Und er ist noch längst nicht am Ende seines Weges.
98+/100 Th.
Für Peter Fischer ist der 2005er ein Jahrgang gewesen, bei dem man nichts falsch machen konnte. Er setzt aber bereits auch jetzt schon sehr auf 2010…