Als sich wenige Kilometer später unser erster kleiner Kreis schließt, kaufe ich beim Intermarché in Saint Etienne de Cuines einige Lebensmittel fürs Wochenende. Dann geht es zur anderen Seite weg von der Nationalstraße.
In La Chambre besichtigen wir noch eine alte, auf die Romanik zurückgehende Kirche, die sogar geöffnet ist – und dann geht es hinauf auf den Col de la Madeleine.
Hier oben erleben wir hautnah ein Stück Tour de France, wenn gleich auch ein tragisches – ein schlichtes Denkmal erinnert hier an den bei der Abfahrt verunglückten belgischen Rennfahrer Wouters.
In der Karte sind 1993 m angegeben, aber das Schild oben auf dem Paß gibt glatte 2000 m Höhe an. Egal, was letztlich stimmt, Fakt ist, dass es hier oben doch schon ganz schön kühl trotz der Sonne ist und dass es trotz der auch überall durchdrückenden Wolken eine phantastische Rundsicht gibt. Vielleicht sogar wegen der Wolken, über die manchmal noch einzelne Bergspitzen gucken.
Wir sehen sogar eine Zeitlang noch die Spitzen der Aiguilles d´ Arves, aber ehe der Fotoapparat soweit ist, haben sich die Wolken so davor geschoben, dass nur noch die Spitzen bei entsprechender Vergrößerung des Fotos in einem Wolkenloch erahnbar sind (zwei mal nacheinander auf jedes Foto klicken zum Vergrößern).
Auch der Blick in Richtung Montblanc ist nur ganz kurz frei. Dafür aber schauen wir sehr schön auf die nahe des Passes gelegenen Berge Le Gros Villan 2746 m (links) und Grand Pic de la Lauziere 2829 m (rechts).
Auf dem Paß gibt es an der Straße ein Restaurant und etwas abseits eine Holzhütte mit Käseverkauf namens L´ Alpage des deux Savoies, der auch noch geöffnet ist. Wir kosten zwei, drei verschiedene Käse und entscheiden uns dann für einen sehr guten Tommé. Auch Savoyer Wein können wir probieren, ich nehme eine Flasche vom besten Rotwein mit, der vielleicht ganz gut zu unserem Essen am Sonntag passen sollte, auch wenn wir den Wein für 18 € nicht verkosten können.
Während ich noch mit dem Käseerzeuger spreche, freundet sich Steffen mit den vier Eseln auf der Weide nebenan an…
Ich erfahre unterdessen, dass der Bauer, der die Käse herstellt, etwa 100 Kühe selbst hier oben hat, deren Milch er verarbeitet, aber er kauft auch noch von anderen Kuhherdenbesitzern zu, deren Herden ebenfalls hier in der Nähe ihre Sommerweide haben. Allerdings denkt man schon an einen baldigen Almabtrieb, schließlich habe es gestern abend schon mal tüchtig geschneit… Das was wir unten in Pontamafrey als Regen hatten, kam hier bereits alles als Schnee. Noch hält er sich nicht über den Tag, aber lange dauern muss es nicht mehr.
Wir machen mit dem frischen Käse und mit frischem Baguette noch ein verspätetes Mittagspicknick – es ist fast 18.00 Uhr und dann lassen wir uns langsam zur anderen Seite abrollen.
Vor Celliers la Chapelle finden wir einen sehr schönen Biwakplatz mit Wasserstelle und einem Abri aus Holz, die saubere Hütte erspart uns diesmal das Zeltaufbauen. Dafür sitzen wir bei schönem Wetter noch draußen und beobachten den Sonnenuntergang.
Es gibt Trangia deluxe:
Stücken gelber Zucchini werden mit Olivenöl, etwas Wasser und Gewürzen gegart, dann werden Nudeln (das Unwort für Pasta) gekocht, diese werden dann mit dem Gemüse und der Würzbrühe gemischt, ein kleiner Becher Creme Fraiche und Reibekäse wird untergemischt, dann wird portioniert und auf jede Portion kommt etwas kleinge“rupfter“ Räucherlachs. Noch mal kurz erhitzen und fertig.
Dazu gibt es einen meiner Lieblinge aus dem Chablis:
Alain Gautheron; Les Fourneaux Vieilles Vignes; Chablis Premier Cru Les Fourneaux; 2005 weiß
Nur nach dem Erwärmen des Glases durch die Hände zeigt er ein wenig mehr an Aromen, ansonsten ist es dem Wein hier oben schon zu kalt… Oder er ist noch zu jung – oder ein Mix aus Beidem – auf jeden Fall präsentiert er sich noch nicht optimal in der Nase. Am Gaumen eine straffe Mineralik und kein Gramm Fett zuviel, aber auch hier noch eine sehr jugendliche Frucht. Ein Bauhauswein aus Stahl und Glas… 91+/100 Th. Sehr gut.
Nach dem Abwaschen verschwinden wir aber schnell im Abri und in unseren Schlafsäcken, den Wein trinken wir im Liegen und auch die Flasche darf sich erst mal am Schlafsack wärmen.