Unser englischer Freund vom Parkplatz holt uns ein, er ist allein, seine Gefährtin hat sich für den leichteren Steig entschieden. das ist vielleicht auch gut so, als Steffen sieht, wie es nach dem „Angsthasenausstieg“ weitergeht, entscheidet er sich, jene leichte Umgehung der folgenden Schwierigkeiten zu nehmen. Ich bitte den Engländer, voran zu gehen, um ein Model für die Fotos vor mir zu haben.
Wir sehen ihn hier an der La Traversée Plein Gaz – und das ist erst der Anfang…
Da ist wirklich jede Menge Luft unterm Hintern und es wird so einiges freigesetzt – „Plein Gaz“. Jetzt zeigt der Via Ferrata du Rocher St. Pierre die erste Trumpfkarte.
Zwar ist unser englischer Freund hier etwas kopflos, aber wer genau hinschaut, ahnt auch, wie es weitergeht…
… – und nein, ich kann ihn nicht davon überzeugen, so lange hängen zu bleiben, bis ich ihn dort fotografiert habe… – La Traversée Plein Gaz und Le Dévers à Bras – zwei Sektoren TD (tres difficile), die es in sich haben. Das Fotografieren fällt schwer, wir wir sehen, hab ich es dennoch versucht, ein paar Impressionen vom Klettersteig aufzufangen…
… Atem anhalten, nicht nachdenken – „Augen zu und durch“…
Der Sektor Le Dévers à Bras – ein gewaltiger Überhang, der wirklich die Arme lang und länger zieht. Wir sehen nur einen kleinen Ausschnitt des Gesamtpaketes. Wer mehr will, muss hinfahren und es sich geben…
Waghalsiger Blick „Nach Ungene“ mit der mich haltenden Hand – die andere muss den Fotoapparat halten und bedienen…
Glücklicherweise ist die Überhangstrecke immer mal kurz unterbrochen, eine Möglichkeit, kurz durch zu schnaufen und ein Foto zu versuchen, wenn die Arme nicht zu dolle zittern.
Kurz vorm Ende des Überhanges gibt es eine ganz fiese Stelle, wo man – ebenfalls überhängend ca. 2 bis 3 m nach rechts queren muss. Und dann geht es weiter überhängend hoch. Ich verpasse hier, mich am Begin der Querung umzuhängen und plötzlich hänge ich mich quasi auf. Ich muss zurückqueren, um umzuklinken, dabei rutschen natürlich die Karabiner wieder runter. Ich bekomme leichte Panik, als ich einhändig im Überhang stehe und irgendwie leicht gebückt versuche, mit der anderen Hand das erste Seilstück hoch zu ziehen, um den ersten Karabiner umklinken zu können. Es misslingt mir zwei Mal und die Panik wird analog zur rasant abnehmenden Kraft im Unterarm immer größer – dummerweise denke ich nicht daran, mich mit der Standsicherung einzuklinken und mich rein zu setzen, um beide Hände frei zu bekommen…
Laut fluchend bekomme ich den Karabiner beim dritten Versuch zu fassen und umzuklinken. Erst dann setz ich mich rein und entspannt ziehe das zweite Seilstück zu meiner Hüfte hoch. Klinke um, atme kurz durch, quere, klinke erneut um und gebe mir den Rest des Überhanges mit letzter Kraft. Steffen steht schon sprungbereit, um mich zu retten – alles wird gut…
War da wirklich was? Von hier oben betrachtet, sieht alles so nach gemütlichem Spaziergang aus.
Das war der erste Streich…