Der zweite Teil des Klettersteiges Via Ferrata du Rocher St. Pierre ist wesentlich leichter als der sehr schwere erste Teil. Was nicht heißt, dass er leicht ist…
Auf einer Länge von etwa 450 m wird größtenteils in der Felswand gequert, es geht mal um die 20 m hoch, mal genau so viel runter, am Ausstieg haben wir noch immer die selbe Höhe wie am Beginn des 2. Teils. Es gibt mehrere Seilbrücken, eine der „Passerelles“ ist sogar 40 m lang und beeindruckt damit, obwohl sie leicht zu gehen ist. Auch die Pont de Singe (ein Seil für beide Füße, eins für beide Arme) haut uns nicht mehr um. Eine große Leiter muss diesmal abgeklettert werden. Eingeschätzt ist dieser zweite Abschnitt mit AD+ (assez difficile+ = mäßig schwierig+) in den verschiedenen Publikationen, am Steig selbst ist D (difficile = schwierig) angegeben, was auch berechtigt ist, wenn man den ersten Teil korrekt hinter sich gebracht hat, die Unterarme sind schon relativ weich (oder schwer wie Blei) und es zieht sich dann doch ganz schön in die Länge, aber immer wieder mit überraschenden Einfällen und so abwechslungsreich, dass garantiert keine Langeweile aufkommt.
In seiner Gesamtheit gebe ich dennoch nur 19,5/20. Es ist schon ein äußerst lohnenswerter Steig, für Fortgeschrittene auch ein Muss, wenn sie in der Gegend sind bzw. sollte man sich den Umweg machen als Liebhaber. Aber ein ganz klein wenig fällt er dennoch gegen meine absoluten Favoriten dieser Tour ab – das ist eine rein subjektive Bauchgefühlseinschätzung. Vielleicht waren die Augen an den besser bewerteten Steigen noch einen Tuck faszinierter, die Psyche noch einen Hauch mehr angesprochen… Physisch war es allerdings der insgesamt schwerste Steig des Urlaubs, für Anfänger nicht zu empfehlen – hier muss man sich schon entsprechend ans Level arbeiten…
Irgendwas muss zudem mit meinem Fotoapparat passiert sein, was ich erst zu Hause bemerkt habe, die Bilder sind alle leicht verschwommen und tragen gestalterische Züge des Impressionismus. Eventuell war ein Hauch Feuchtigkeit auf der Linse? Manches ist so unscharf, dass es keinen Spaß mehr macht, sich das anzugucken, anderes geht noch, auch wenn man auf das Vergößern der Bilder (übrigens gilt das bis zum letzten des Urlaubs) weitgehend verzichten sollte.
Die halbwegs akzeptablen will ich dann doch noch anhängen, als Ideengeber sozusagen…
Steffen in der Querung.
Die erste der zwei langen Brücken – Passerelle de la Grotte.
Wir beobachten Steffen jetzt ausführlich, wie er die Pont de Singe meistert.
Da verschwindet er gleich um die Kante – Zeit wird´s für mich, den Fotoapparat wegzupacken und hinterher zu stiefeln.
Und immer weiter, immer schön an der Wand entlang…
Wir blicken auf die 40 m lange Brücke La Grande Passerelle.
Hinter der Brücke geht es noch einmal abschließend in einer Rißverschneidung hoch und dann haben wir das Ende erreicht. Über harmlose, sanft abfallende Bergwiesen kommen wir zu einer kleinen Wallfahrtskapelle. Von hier geht es mal kurz etwas steiler hinab bis an den Felsfuß.
Auf dem Weg unterhalb der Felsen des Klettersteiges können wir immer wieder Klettersteigabschnitte sehen und könnten auch gut nachfolgende Klettersteiggänger beobachten, aber hier ist nicht so viel los wie an der Via Ferrata Le Diable. Der Rückweg zum Parkplatz ist wenig anstrengend und somit auch fix zurückgelegt. Wir unterhalten uns noch mal kurz mit den Engländern, bevor auch wir dann unsere Fahrt fortsetzen.