Von Arlay aus fahren wir hinüber nach Voiteur und nach einem kurzen Kaffee- und Toilettenstopp geht es über Baume les Messieurs hinauf nach Granges sur Baume, die Landschaft hier kann immer wieder begeistern, selbst nach den Alpen.
Grund des Umweges ist aber die Fruitière du Comté, eine kleine Genossenschaft, die für mich unter den Erzeugern der juratypischen Käsesorten immer wieder qualitativ ganz vorn mitspielt, neben frischer Butter, Morbier, Tomme du Jura und dem ältesten Comté-Käse (24 Monate gereift) muss auch noch eine Saucisse de Morteau mit ins Gepäck nach Deutschland und zusätzlich eine U-förmige Wurst mit Edelschimmel und Steffen nimmt zusätzlich noch Jura-Honig mit. Glücklich verlassen wir 10 Minuten vor dem Ende der Öffnungszeit den Laden, den ich immer wieder nur empfehlen kann.
Wir müssen aber leider auf einen Genussstopp in Château – Châlon verzichten, denn alle Winzer dort sind bereits in der Mittagspause. Das kleine familiäre Restaurant, welches ich im Jahr zuvor so wärmstens empfohlen hatte, hätte ich gern mit Steffen besucht, um bei einem guten regionaltypischen Essen auf das Ende der Mittagspause zu warten, aber es ist nicht nur zu, sondern so zu, dass man an dem Haus gar nichts mehr von einem Restaurant erkennt. Das ist äußerst schade, denn das war schon eine sehr gute Empfehlung, aber bekanntlich gehen die Besten oft als Erste…
Auf kleinen, fast schon abenteuerlichen Straßen im Hinterland der Jura-Weinberge fahren wir „der Nase nach“, finden einen wunderschönen Platz fürs Mittagspicknick und landen zu einer sympathischen Zeit im kleinen Weindorf Saint Lothain. Hier erinnere ich mich an einen sehr sympathischen Besuch bei Didier Grappe, einem der jungen Wilden im Jura. Dessen Weine waren mir beim ersten Stopp dort im Februar 2010 so positiv in Erinnerung geblieben, dass ich hier erneut anhalten wollte, bevor dann wirklich durchgestartet wird…
Diesmal werden wir vom Vater bedient, irgendwann kommt auch die Mutter gucken und erkennt mich sofort wieder. Ich habe mir leider nichts aufgeschrieben, aber dafür einige neue Weine mitgenommen. Wir verkosten die gesamte Palette der Juraweine durch und bekommen zum Teil auch zwei Jahrgänge zum Vergleich. Der 2010er Jahrgang ist der erste, der die Biozertifizierung auf dem Etikett führt, die Umstellung ist erfolgreich abgeschlossen, die Weine sind aber genau so preiswert wie im letzten Jahr und man hat hier durch die Bank weg vom Cremant über den Chardonnay hin zum Savagnin, bei den Roten wie auch beim Macvin ein super Preis- Genuss- Verhältnis, jedenfalls, wenn man wir wir ab Hof kauft. Beim Thema Exportpreise für Händler hat man eher mit den Schultern gezuckt, darüber hat man sich bislang keinen Kopf gemacht. Heißt also, wer die Weine nach Deutschland importieren will, muss draufschlagen, will er ein wenig dran verdienen. Dann haben die Weine vielleicht kein super PGV mehr, aber preis – wert könnten sie dennoch bleiben.
Steffen hält sich mit dem Probieren insgesamt zurück und darf nun fahren, ich darf dagegen verdauen…
Über Besancon fahren wir weiter nach Vesoul, die Nationalstraße ist hier an etlichen Stellen bereits vierspurig ausgebaut. In Vesoul heißt es zum letzten Mal in Frankreich einkaufen. Dann geht es auch schon schnell immer weiter die N57 hinauf in grob nördliche Richtung. Die Strecke ist inzwischen ebenfalls sehr schnell , weite Teile sind vierspurig, ab Plombières les Bains bliebe es sogar bis Nancy autobahnähnlich ausgebaut, aber wir verlassen bei Epinal diese Route, um uns einen letzten Biwakplatz zu suchen und am nächsten Tag die Vogesen zu überqueren und nach Hause zu fahren.
Bei Saint Benoît la Chipotte werden wir angesichts der untergehenden Sonne fündig, doch kaum haben wir begonnen, die nötigen Sachen zum Schlafen und essen aus dem Auto zu räumen, da fängt es an mit regnen. Auf noch mal so einen Abend wie in Pontamafrey habe ich überhaupt keine Lust und auch Steffen ist nicht begeistert. Also packen wir alles wieder ein und fahren ins Dunkel der Nacht hinein. Es regnet richtig gut – immer stärker, die Lust auf eine Nacht – zeltend vergeht uns, irgendwann kommt dennoch der Hunger, aber keine vernünftige Bushaltestelle oder ähnliches, wo wir im Trockenen den letzten Fisch hätten zubereiten können.
Letztlich landen wir in Schirmeck unter dem Dach eines Supermarktes, der Platz ist trocken und beleuchtet, während es ansonsten immer stärker regnet.
Wir kochen, essen, tanken und fahren dann weiter. Immer noch mit Regen fahren wir mitten in der Nacht oberhalb von Strasbourg nach Deutschland rein.
Und fahren durch, wechseln uns immer häufiger ab, um nicht dem Sekundenschlaf zu verfallen. Ein Urlaubsende wie aus dem Bilderbuch. Der Himmel begrüßt uns weinend.
Es reicht.
Und an der Stelle bleibt mir nur, danke zu sagen, allen Lesern des Urlaubstagebuches, die bis zum Schluß durchgehalten haben – und vielleicht hin und wieder Spaß beim Lesen hatten.