Einige Minuten nach der Weiterfahrt von der Schlucht de l´ Abîme sind wir in Saint Claude.
Wir finden einen Platz im Zentrum, wo das Auto ziemlich im Schatten steht, was bei der erneuten Hitze inzwischen unbedingt beachtenswert ist. Dann suchen wir zunächst nach einem WC, aber als Steffen entdeckt, dass die öffentliche Toilette hinterm Office de Tourisme regelrecht überschwemmt ist, beschließen wir, uns eine Bar zu suchen, wo wir noch einen Kaffee trinken können. Die Bar, die wir finden, ist eigentlich außergewöhnlich, hier kostet der „grand noire“ nur 10 Cent mehr als der „petit noire“ und nicht wie üblich ca. das Doppelte. Wir sitzen dafür auch noch draußen, nachdem uns versichert wurde, dass es keine unterschiedlichen Preise für drinnen und draußen gibt. So können wir das Treiben in dieser quirligen mittelgroßen Stadt eine Weile verfolgen, bis ich dann doch dränge, dass es sicher noch mehr zu sehen gäbe als die Geschäftsstraße.
Wir waren auf eine übermächtig große Pfeife aufmerksam geworden, die nahe des Office de Tourisme stand und Steffen sah sofort, dass es hier sogar ein Pfeifenmuseum gab – jaja die leidenschaftlichen Raucher sind da nicht anders gestrickt, áls die leidenschaftlichen Weintrinker, bei denen über ein Weinmuseum nur noch der Besuch beim Winzer mit Probiermöglichkeit kommt.
Auch hier kann Steffen abgeholfen werden, ich finde ein Schild, was auf einen Pfeifenmacher hinweist, dem man bei der Arbeit über die Schulter schauen könnte. Und da treffen sich in Steffen der Raucher und der Holzwurm ähm der Tischler… bzw. der generelle Holzbearbeiter.
Vorher sehen wir uns noch einen kleinen Kräutergarten hinterm Rathaus an, dessen Kräuterpracht allerdings arg in der Sonne schmort und über einige alte Gassen kommen wir schließlich ganz nach unten bis an die Brücke über die Pissevieille (das bei Longchaumois entspringende Flüßchen heißt tatsächlich so…)
Hier unten in einem alten, fast ein wenig herunter gekommenen Haus sitzt der Pfeifenmacher, der Weg durch die Flure ist schon etwas abenteuerlich und fast gruselig, wären da nicht immer wieder Hinweisschilder, dass wir auf rechtem Wege sind.
Dann stehen wir im Verkaufsraum, ich übersetze Steffen einige grundsätzliche Erläuterungen, z.B. das wir uns in der „Capitale du monde“, der Welthauptstadt der Pfeife befinden und der ganze Ort wirtschaftlich seinen Ruhm darauf begründet. Auch heute gibt es noch einige, die dieses Handwerk lebendig erhalten, die Pfeifenpreise ab 30 € aufwärts, in der Regel um 50 bis 60 € verweisen auf eine gewisse Noblesse des Pfeifenrauchers.
Steffen investiert 1,80 € und kommt nach ca. 20 Minuten völlig begeistert aus dem Atelier, der junge Mann habe alle Maschinen vorgeführt und eine komplette Vorführpfeife gebaut, nur, was er dann wollte, habe er nicht verstanden. Ich übersetze ihm, dass er diese für nur 7 € erwerben könne und schon habe ich einen glücklichen Steffen nebst Urlaubssouvenir an meiner Seite. Nur einen Tabakladen wünscht er sich jetzt noch ganz schnell.
Vorher aber besuchen wir noch die relativ schlichte, aber sehr schöne Kathedrale, deren bedeutendster Schmuck ein reichgeschnitztes Chorgestühl ist. Leider kann man dieses aber nur im Ansatz durch das Gitter vorm Chor sehen.
Nachdem wir dann nach dem Einkauf von Pfeifentabak und Brot wieder am Auto sind, ist es dann nur noch eine Frage der Zeit und des Rastplatzes fürs Mittagspicknick, bis wir endgültig das französische Jura verlassen und uns den Alpen bzw. zunächst seinen Vorgebirgen zuwenden.