Während ich mir so den Schlafplatz für diesen Abend anschaue, denke ich, dass es doch besser sei, ins Dorf hochzulaufen, nicht dass Jörg dort oben bereits auf mich wartet. Das kurze Stück auf der Straße geht recht schnell zu laufen, etwas vor dem Dorf muss noch die Brücke über den Torrent du Diable überquert werden. Schaut man bergwärts, sieht man einen schönen Kaskadenwasserfall.
Zur anderen Seite ist dann die Pont de Diable zu sehen. Und witzig ist auch der Baum auf einer Steinplatte über dem Bach…
Diese Brücke aus romanischer Zeit wurde der Sage nach in nur einer Nacht vom Teufel errichtet, nachdem die Bewohner von St. Christophe en Oisans am Bau dieser Brücke so verzweifelt waren, dass sie das Vorhaben schon aufgeben wollten. Zwar ahnten sie, dass der Teufel persönlich der seine Dienste anbietende Baumeister war – schließlich verlangte er die Seele des Ersten, der die fertige Brücke überquerte.
Während der Teufel sein Bauwerk tat, beratschlagten die Einwohner des Dorfes, wie sie sich verhalten sollten – und sie hatten eine geniale Idee. Sie setzten eine Ratte an den Weg zur Brücke und jagten diese mit Hilfe einer unerschrockenen Katze über die Brücke. Der Teufel musste sich wohl oder übel mit der Seele der Ratte zufrieden geben und schwor Rache. Die Bewohner errichteten jedoch oberhalb des Dorfes ein Kreuz, welches über die Brücke, seine Benutzer und auch das Dorf wachte und der Teufel zog von dannen…
Ich durchquere das kleine Dorf mit seinen zwei Gasthäusern und nachdem Jörg nirgends zu sehen ist, gönne ich mir ein Apres Escalade Bier in der unteren Gaststätte, wo ich mit Jörg den Treffpunkt vereinbart habe.
Ich gönne mir erneut eine regionale Bierspezialität, diesmal ein Bier der kleinen Brauerei Mandrin aus der kleinen traditionellen Brauerei in St. Martin d´ Hères nahe Grenoble. In den „Bière Au Sapin – Mandrin“ sind neben Malz, Wasser, Zucker, Gerste und Hefe auch Tannennadeln auf der Zutatenliste dieses spritzigen und aromatischen Starkbieres (8°) mit aufgeführt. Das Ganze erinnert an beste belgische Biere, die ich kenne. Naürlich ist auch das wieder kein Bier zum Durstlöschen, dazu sind auch die 0,33 l Fläschchen zu klein. Aber vom Geschmack her eine eindeutige Empfehlung.
Inzwischen kommt auch Jörg angefahren und pickt mich auf. Auch er ist begeistert von der Idee, nicht mehr weit fahren zu müssen und so schlagen wir auf dem Platz am Ausstieg des ersten Teiles des Klettersteiges unser Nachtlager auf. Selten habe ich auf einem Platz mit so schöner Aussicht übernachtet wie hier.
Es gibt Trangia deluxe: Ich mische Kartoffelstückchen mit Stücken von Zucchini, Paprika, Peperoni, Schalotten, Knoblauch und Schinkenwürfeln, alles wird gut mit diversen Kräutern und Gewürzen abgeschmeckt und im Olivenöl auf kleiner Flamme unter häufigem Umrühren gar gebraten. Zum Schluß werden vorbereitete kleine Würfel des Reblochon-Käses drübergegeben (erst, wenn der Topf von der Flamme genommen wurde).
Dazu gibt es erneut einen L´ Heravi Jove von Vinyes d´ en Gabriel aus dem Montsant. Diesmal den 2009er, den ich auch lange Zeit in meiner Prioratführerselektion verkauft habe. Er ist erwartungsgemäß noch besser als der zuvor getrunkene 2008er, der Jahrgang 2009 ist wirklich exzellent. Und so vergebe ich auch für diesen kleinen Basiswein 93+/100 Th.
Was für ein wunderschöner Abend, der die erste Woche unserer Tour beendet!