In der Nacht waren noch zwei Autos gekommen – sie haben alles in ein Auto geräumt und sich in das andere zum Schlafen gelegt.
Heute morgen werden wir sehr zeitig geweckt – der Nachteil in dieser Höhe ist die beizeiten präsente Sonne, die sofort Vollgas gibt – die Picknicktische bieten keinerlei Schatten und selbst morgens um 8.00 Uhr wirkt es, als bekämen wir ganz fix einen Knall. Da ist uns nicht nach Frühstücken zumute, wir bauen fix ab und wollen das Weite suchen. Das Auto mit den Sachen hat das Fenster weit runter geleiert, wie ich an mein Auto will, kommt sofort im Nachbarauto ein Hund zum Vorschein, der sich freut, jemanden zu sehen und der sofort gestreichelt werden will. Ein Wachhund ist das eher nicht, allenfalls ein Schmusetier auf der Suche nach Streicheleinheiten…
Das Weite endet bei uns oben auf dem Pass Col du Lautaret. Das Restaurant des Grand – Hotels hat bereits offen, der Parkplatz und die Tische bieten Schatten, der Kaffee war ja bereits am Nachmittag zuvor eine Empfehlung, was also liegt näher, als gleich hier zu frühstücken. Zum Kaffee gönnen wir uns eine Rosinenschnecke und danach die saubere Toilette. Entspannter kann der Tag nicht beginnen. Jedenfalls weit besser, als bereits beim Frühstück um 08.30 Uhr in praller Sone zu brüten.
Dann lassen wir uns nach Le Monetier les Bains abrollen. Hier bekommen wir in der Touristeninformation ein Übersichts – Topo über alle Klettersteige im Département Hautes Alpes. Ein sehr nützliches Büchlein, auch für kommende Jahre noch gut verwertbar, denn auch hier gibt es allerlei zu entdeckende Steige aller Schwierigkeiten.
Für einen der längeren Klettersteige der Region müßten wir bereits wieder zurück fahren, denn der startet bereits ein Dorf weiter oben in Richtung des Lautaret – aber Südlage und eine 6 bis 8 Stunden Exkursion schrecken doch ab, wenn wir sehen, wie heiß es auch heute wieder werden wird. Nach Durchsehen der Angebote beschließen wir, heute nur einen kleinen Steig kurz vor Briancon zu machen, quasi anstelle eines „Ruhetages“.
Der Rocher du Bez befindet sich nahe des kleinen Weilers Le Bez, einem Ortsteil von La Salle des Alpes.
Zunächst folgen wir der Ausschilderung „Parc Aventure“ und nach anfänglich löchriger Asphaltstrecke müssen wir dann auf unbefestigtem Weg weiter. Aber es läßt sich fahrtechnisch einigermaßen gut händeln, auch wenn man wegen der Rinnen und Ausspülungen vorsichtig fahren sollte. Es ist recht voll hier oben, entsprechend schwierig ist es einen Schattenparkplatz zu finden, aber wir haben Glück und ergattern noch einen letzten freien Platz im Schatten, etwas oberhalb des bereits vollen Hauptparkplatzes. Weiter oben ist eine Kletterschule mit vielen einladenden leichten Wegen. Aber zum Einen mag Jörg das mit dem Klettern nicht probieren und zum Anderen ist der Fels überfüllt. Hier würde man auch zum sogenannten „Second parcours de Via Ferrata Rocher du Bez“ kommen, der speziell für Kinder ab 6 Jahre eingerichtet ist.
Wir aber entscheiden uns für den etwas schwereren „Premier Parcours de Via Ferrata Rocher du Bez“ – auch dies ein Übungsklettersteig, sehr gut geeignet, um erste Klettersteigerfahrungen zu machen oder um ihn mit Kindern zu gehen.
Der Zugang ist etwa 20 Minuten vom Hauptweg weg, leicht bis mäßig ansteigend und hat eine kurze Felspassage, in der man schon ein Sicherungskabel findet. Für uns ist das jedoch Pille-Palle und wir laufen so über diese Stelle weg. Kurz danach haben wir einen Blick auf das, was uns erwartet.
Hier sehen wir einige Leute im zweiten Teil des Steiges, dem Abstieg.
Der Steig bietet sozusagen das Komplettprogramm von hoch und runter.
Gleich zu Beginn des Steiges haben wir ein sehr ängstliches kleines Kind mit seinem Vater, das Kind sollte noch eher im Kindergartenalter sein, aber der Vater entwickelt Ehrgeiz, seinen Sprößling dort „hoch zu jagen“. Wir dürfen noch passieren, bevor dies in einem Kaminstück schwierig geworden wäre.
Zunächst geht es den Kamin hinauf auf einen schmalen Grat.
Dann geht es kurz und im Zick – zack die Wand hoch…
… eine Mutter mit nicht ganz so ängstlicher, aber auch ein, zwei Jahre älterer Tochter holen wir hier dann ebenfalls schnell ein.
Auch hier überholen wir, bevor es dann eine kleine steile Wand hoch geht.
Keine Angst, wir sind schon oben und das sieht alles schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist.
Wir können uns sogar ein Päuschen gönnen, denn die Mutter mit Kind nimmt den Angsthasenausstieg.