Eine letzte sehr einfache Querung markiert nun den Anfang vom Ende des Klettersteiges Via Ferrata La Grande Falaise. Wir sind bereits seit mehr als 3 Stunden in diesem langen, aber abwechslungsreichen Steig unterwegs. Das Topo haben wir schon gar nicht mehr im Kopf, wahrscheinlich kommen wir da hinten um die Kante und alles ist vorbei, denn der Fels ist dort definitiv zu Ende…
… und wie wir sehen, kommt 1. alles anders und zweitens… – sehen wir da oben U-Eisen und wissen nun, es geht noch einmal richtig los.
Zunächst müssen wir die „Rampe des Trous“ hoch, hier darf mal wieder leicht geklettert werden, immer mit dem fixen Seil gut gesichert, versteht sich.
Auch Jörg hat inzwischen erkannt, dass die Griffe im Fels ganz gut sind und man nicht in das Stahlseil greifen muss.
Zum Schluß werden hier noch mal alle Register gezogen, wir dürfen noch mal eine schöne ausgesetzte Reibungswand hoch.
Und so endet dann dieser lange, erste französische Sportklettersteig doch noch oben und bietet am Ende noch mal schöne Blicke in das Tal von Freissinières.
Der zweite Teil war insgesamt etwas weniger speckig und abgegriffen, wahrscheinlich gibt es doch etliche, die auf halbem Weg aussteigen. Auch die große Gruppe, die wir lange Zeit hinter uns beobachten konnten, folgte uns nicht mehr.
Insgesamt ist der Steig nicht so übermäßig Psycho, obwohl es schon die eine oder andere Stelle gibt, wo das Herz mal etwas lauter klopft. Auch von der Kraft her ist alles im grünen Bereich und auch trotz Länge und Hitze sind wir nicht übermäßig ausgepowert. Zum Einen gibt es doch hin und wieder Schatten und vor allem auch einige Rastplätze unterwegs. Und etliche leichte Abschnitte sind für die Erholung zwischendrin immer recht gut.
Andere mit D (difficile = schwierig) bewertete Steige dieser Tour haben definitiv mehr abverlangt, ein AD+ ist für den geübten Klettersteiggeher angemessener in der Schwierigkeitsskala. Für Anfänger und / oder Kletterunerfahrene wie Jörg geht das D in Ordnung, wenn sie die vielen vorhandenen natürlichen Tritte und Griffe im Fels nutzen und nicht in das Sicherungsseil greifen, es ist immer genug da, auch wenn man bei den abgelatschten Stellen schon mal die Augen auf machen muss. Grade aber sich bei den glatten Stellen dennoch auf den Fels einzulassen, macht den nicht unerheblichen Reiz dieses Steiges aus.
Insgesamt ist der Steig gut durchdacht angelegt, einfache und anspruchsvolle Passagen wechseln einander ab, es wird zwar viel gequert, dies aber auch mit zum Teil psychisch fordernden Passagen und es geht auch immer mal hoch und runter, auch leichte Überhänge reißen mal aus der Trance des Easy-Going. Für das gesamte Erlebnis in einer großartigen Naturkulisse gebe ich daher 19/20 und zähle den Steig somit auch zu den Höhepunkten der Tour, die ein eigenständiges Reiseziel sein dürfen. Wer also in der Gegend ist und mehr als einen halben Tag Zeit hat, der baue diesen Steig in sein Programm ein, es lohnt sich. Nur mal fix nebenbei ist er nicht zu machen, die insgesamt 4 Stunden Zeit für die Gesamtaktivität sind eher knapp bemessen, will man sich auch mal ein Päuschen gönnen oder so viel fotografieren, wie ich es hier getan habe.