Wir treten den Rückweg an – und das ist gut so. In der Nacht hat es zum ersten Mal länger geregnet und die Bank ist beim Frühstück noch leicht feucht und muss trocken gewischt werden. Auch das Zelt ist erstmalig beim Zusammenpacken noch etwas feucht von außen.
In Beaufort halten wir bei der Käserei, besuchen die neue, moderne Ausstellungshalle (hier war letztes Jahr noch alles im Umbau und der Verkauf fand in einem eher provisorischen Laden statt. Jetzt gibt es einen großen Shop mit sehr freundlichen und motivierten Verkäuferinnen. Ich nehme auch noch mal Käse mit, der Beaufort ist auch luftdicht eingeschweißt erhältlich – gut für die weite Reise, aber inzwischen ist das knappe Kilo nicht nur angebrochen, sondern aufgegessen. Immerhin habe ich noch einen Abbaye de Tamié, den ich jetzt zum Abschluß des Reisetagebuches mal anschneiden werde. Auch hier kooperiert man mit anderen Erzeugern der benachbarten Massive, was die Vielfalt der hier zu kaufenden Käseauswahl deutlich steigert. Sehr sehenswert ist auch die Ausstellung zum Beaufort – Käse. Man kann von oben direkt in den Produktionsraum sehen und das Geschehen in anderen Räumen kann man per Videokamera live beobachten. Was sich nach „Big Brother is watching you“ anhört, ist hier nichts anderes als eine hervorragende Variante durch Transparenz dem Verbraucher zu zeigen, wie ein wirklicher Qualitätskäse entsteht.
Mit noch mal deutlich mehr als 2 kg Käse verlassen wir den empfehlenswerten Ort und fahren über den häßlichen Massentourismusort Les Saisies und Notre Dame de Bellecombe auf unsere Strecke von vor über einer Woche – der „Kreis“ hat sich geschlossen und das uns schon bekannte Stück über den Col de Aravis und Thônes bis Annecy fahren wir nun in der Gegenrichtung.
Auf dem Col de Aravis halten wir diesmal an. Jörg will auf dem letzten wirklichen Alpenpass noch nach kleinen Mitbringseln für seine Kinder schauen. Und ich mache meine letzten Fotos der Tour.
Hier schauen wir noch mal zu dem Felsen rüber, durch den der Klettersteig von La Clusaz geht, den wir ja auch gemacht hatten.
Seitdem sind nur wenige Tage – aber mit vielen Erlebnissen vollgestopft – vergangen.
Der Blick zur anderen Seite…
… und immer wieder friedliche und vor allem glückliche Kühe.
Da schmeckt mir auch jeder gute französische Käse und selbst das Rindfleisch solch gut gehaltener Tiere ist nicht zu vergleichen mit der hiesigen normalen Fleischqualität aus der deutschen Massentierhaltung. Bedenkt man, dass bei allen AOC-Käsesorten, die wir kennen und schmecken gelernt haben und über die wir dank der vorbildlichen touristischen Aufarbeitung mit Ausstellungen in den Käsereien und Infomaterial zum Mitnehmen viel erfahren haben, jeder Kuh ihr Minimal – Territorium zusteht, dann ahnt man, wie Tierhaltung auch gehen kann.
Und ob Wein, Käse, Fleisch – es zeigt sich auch hier immer wieder, dass vernünftiger und respektvoller Umgang mit den für unsere Ernährung genutzten Pflanzen und Tieren auch stets die wohlschmeckensten Produkte hervor bringt.
Vor Thônes halten wir noch mal an dem uns bekannten Supermarkt, denn hier haben wir wirklich den besten Preis fürs Tanken auf der diejährigen Tour durch Frankreich gefunden.
Kurz vor Frangy finden wir uns noch einmal an unserem 2. Übernachtungsplatz in Frankreich wieder – dem hübschen Platz bei der kleinen Schlucht des Usses. Wir halten diesmal aber hier nicht, sondern machen erst unser Mittagspicknick auf einem schönen Platz im Valserine – Tal im Defilé de Sous Balme.
Während wir uns hier den frisch gekauften Käse schmecken lassen, erinnere ich mich an 1994, als ich hier schon mal per Rad talabwärts gerast bin.
Dann kommen wir auch noch mal kurz durch Mijoux und fahren einige Kilometer wie schon auf dem Hinweg in Richtung Gex, um aber dann weiter oben direkt in Richtung Les Rousses abzubiegen. Ab Les Plans fahren wir dann ebenfalls entgegengesetzt zur Hinfahrt in und durch die Schweiz bis nach Vallorbe.
Kurt hinter der Schweizer Grenze nehmen wir an der uns bekannten Quelle nochmal Wasser auf und vor Vallorbe müssen wir auch noch mal an der Baustelle vom Hinweg vorbei.
Kurz vor der Grenze finden wir dann auf der Schweizer Seite noch eine geöffnete Tankstelle, wo Euros akzeptiert werden und wir tanken für 1,476 € / l erstaunlich günstig. Endlich tanken wir das Auto mal wieder richtig voll. Jörg will noch seine wenigen Schweizer Kleingeldmünzen ausgeben, die er auf dem Hinweg beim Tanken in der Schweiz als Wechselgeld erhalten hatte. Wer weiß, wann er von der Ostsee mal wieder in die Schweiz kommt und er macht es wie früher in der Vor-Euro-Zeit: Das Restgeld ausgeben, egal für was. Denn eines ist sicher, sollte man irgendwann mal wiederkommen, erhält man noch weniger für das Geld. Der Kuchen ist am Ende etwas zu teuer, aber die Verkäuferin schenkt ihm den Rest und lächelt.
Und wir fahren erneut nach Frankreich rein. Ein letztes Mal werden wir hier noch übernachten müssen…