Die Roten im Priorat sind die Norm, die Weißen werden so langsam Kult, die Süßen und Ranció Weine sind Legende und Tradition,
aber Rosé…
Das ist wohl der wahre rare Vogel des Priorats, so selten zu finden, dass man fast glaubt, es gibt ihn gar nicht.
Die Rosé – Erzeuger des Priorats lassen sich somit auch noch an ein bis zwei Händen abzählen und das, was gemacht wird, ist oft in so verschwindend kleiner – experimenteller – Menge, dass es für den Prioratwinzer kaum kommerziellen Nutzen hat. Aber in einer so qualitätsorientierten Region erwarte ich auch nichts, was einem „Abfallprodukt“ nahe käme. Also ein nicht unspannendes Thema.
Von zwei Winzern erhielt ich kleine Mengen der Jahresproduktion, die jeweils keine vierstellige Flaschenzahl erreicht, um diese Weine in meiner Selektion anbieten zu können. Hinzu kommt eine Musterflasche eines weiteren Winzers,
so dass es mir möglich ist, die folgenden drei Weine nun blind zu testen:
Vinedos de Ithaca; Odysseus Rosat; Priorat – Gratallops; 2007 rosé
Bodegas Ametller; Clos Mustardó; Priorat – La Morera de Montsant; 2007 rosé
Celler de l´ Abadia; Rosat des Barriques; Priorat – Gratallops; 2007 rosé
Wie bei den Weinen im ersten Teil handelt es sich um sehr dunkle Rosé Weine, die einem Spätburgunder aus dem Elsass, der Champagne und aus Deutschland farbliche Konkurrenz machen
Gestern nun die erste Probe:
Wein 1
Sehr dunkles Violettrot, fast eine Spur pink, tolles Funkeln. Offene und frische Nase, bei der ich an Erdbeeren, gelbe Süßkirschen und Himbeeren denke, die Mineralik des Priorats kommt hinzu. Am Gaumen ein toller Fruchtkorb und etwas Kalksteinstaub, der mich La Morera vermuten lässt.
Eine süße, reife Frucht mit gut eingepaßter Fruchtsäure ergibt einen sehr harmonischen und sehr leckeren Wein mit viel Kraft. Hier stimmt alles. Dafür gibt es sehr gute 91+/100 Th.
Ich vermute den Wein von Ametller in diesem Glas.
Wein 2
Dunkles Rosarot, der dunkelste der drei Rosat Weine im Test. Die fast verschlossene Nase wirkt wie ein frischer Wind, der den Duft reifer roter Beerenfrüchte herüberweht. Am Gaumen baut er sich gewaltig auf, zeigt viel Kraft und Stärke – nichts für zarte Gemüter. Der warme frische Wind bringt einige Bittermandeln mit. Dieser Eindruck verwandelt sich im Abgang zu Creme Catalan. Sehr gute 90+/100 Th.
Meine Vermutung ist hier ganz klar der im Fass ausgebaute Rosé vom Celler de l´ Abadia.
Wein 3
Dunkles, sehr stark funkelndes Rosarot, das aber in mir auch den Begriff „Cremig“ weckt. Das bezaubernde Lichtspiel will lange betrachtet werden, wenn da nicht die üppige laute Nase wäre. Die Aromen quellen frisch, komplex und animierend aus dem Glas, den Duft bezeichne ich als sexy. Am Gaumen auch sehr voll wie bereits die anderen beiden Weine aber mit der größten Finesse im Flight. Eine schöne Frucht mit toller Süße-Säure Balance. Sehr ausgewogener Stoff mit langem, sanften und zärtlichen Nachhall. Gehört mit zu den besten je von mir bislang getrunkenen Rosé Weinen. Exzellente 94+/100 Th.
Durch das Mehr an Finesse und die Sinnenfreude, die dieser Wein ausstrahlt, lege ich mich hier auf den Wein von Silvia Puig fest, den Odysseus Rosat.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung des Tests heute.