Ich muss es wohl mit „Es war einmal“ beginnen, denn alle Märchen fangen so an…
Also… – liebe Kinder, fein aufgepasst….
… es war einmal im Fanta((sia) – Land eine Prinzessin, die hatte schreckliche Langeweile und sie sagte sich eines Morgens, als sie vom vielen Gähnen den Mund nicht mehr zubekam, sie wolle etwas Nützliches machen. Also begab sie sich auf die Suche nach einer nützlichen Aufgabe.
So lief sie durch die Welt und ein jeder schüttelte den Kopf, als sie fragte:“Ich bin eine hübsche Prinzessin, womit kann ich mich bei dir nützlich machen?“
Der Gourmet sagte:“Kannst du denn auch kochen und nicht nur Tiefkühlpizza erwärmen“ und sie musste gestehen, sie hatte immer jemanden, der für sie kochte – ähm Tiefkühlpizza warm machte. Sie musste das nie selbst machen, deswegen war ihr ja auch so schrecklich langweilig. Sie wolle es lernen, gerne, aber der Gourmet hatte keine Zeit – „ich brauche heute Abend ein 1 a Menü und nicht erst in drei Jahren, da bin ich verhungert…“
Der Macho befahl ihr, die Bude zu putzen, den Garten zu pflegen, die Wäsche zu bügeln und das Bett zu machen. Als sie das alles getan hatte und der Macho in diesem großen Bett in ihr eine Liebesdienerin erwartete, war sie längst eingeschlafen – sie hatte sich so sehr verausgabt. Der Macho aber weckte sie und jagte sie hinfort…
So wurde sie beim Jobcenter vorstellig und man frug sie, was sie so schon gemacht habe im Leben… „Gähnen, ganz schrecklich viel“ – „Unproduktiv!“
Sie erzählte von ihrem Erlebnis mit dem Macho… – „Nicht belastbar, unflexibel…“
Sie wolle gern kochen lernen für den Gourmet… – „Zu kompliziert, wenn sie nicht mal Tiefkühlpizza richtig verwenden könne…“
Die Prinzessin fing schrecklich an zu heulen. Sie wurde nervig und unausstehlich, stampfte mit dem Fuss auf und wollte sich nützlich machen. „Schwer vermittelbar“ – meint der hochnäsige Mann vom Jobcenter. Doch plötzlich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Ob sie denn nicht kritisieren könne???
„Klar kann ich das, du siehst auch ohne Krawatte Sch…sse aus! Du bist dumm, arrogant, aufgeblasen und hast keine Ahnung von hilflosen Wesen, die sich irgendwo auf der Welt nützlich machen wollen.“
Der Mann im Jobcenter wurde rot, dann leichenfahl, dann grün und irgendwann hatte er seine normale Gesichtsfarbe wieder gefangen. Er wußte, wie recht sie doch hatte und zog eigentlich den Hut vor ihr wegen ihrer schonungslosen Ehrlichkeit. Aber er durfte ihr das natürlich so nicht sagen.
„Nicht schlecht für den Anfang – aber kannst du das auch besser verpacken, in Worte, die weniger weh tun?“
„Bei dir ist es ganz egal, wie du dich kleidest, selbst nackt wäre nicht zugewinnend. Aber die Krawatte, die du trägst ist toll und macht dich einzigartig. Dir fehlt es an Tiefe und Empathie, aber durch Ummengen heißer Luft schwebst du so weit über uns, dass wir nur zu dir aufblicken können. Weil du einen so tollen Job hast, beten wir dich alle an, auch wenn wir in Wahrheit etwas anders über dich denken…“
Da fiel dem Mann vom Jobcenter ein Stein vom Herzen, denn da war dieses kleine Hutzelmännchen, welches unbedingt einen Weinkritiker suchte, für seine Weine, die als die grottigsten der ganzen Weinwelt bekannt und verschrieen waren. Und er schickte sie dort hin – sie aber ermahnend, sie solle ihre wohl gemeinte Kritik immer in so geschickte Worte verpacken…
Und so wurde die Prinzessin Weinkritikerin beim berühmten Hutzelmännchen mit den grottigsten Weinen. Und sie machte den Job gut, verdammt gut, alle Leute kauften plötzlich die grottigsten Weine und waren voll des Lobes – über die Kritikerin. Wie recht sie doch hätte und dabei so nett gesagt…
Das Hutzelmännchen, welches den berüchtigten „Vier Buchstaben-Discounter“ betrieb, hatte noch einen Bruder, der auch einen berüchtigten „Vier Buchstaben-Discounter“ betrieb und dem erzählte er, er habe sich jetzt eine Weinkritikerin gekauft (das gilt derzeit als schick) und seither verkauften sich seine ganzen grottigen Weine wie geschnitten Brot. Und als man sich wieder einmal zu geheimen Preisabsprachen traf, um den Butterpreis für die Bevölkerung um weitere 26,847% abzuheben, kredenzte das Hutzelmännchen einen seiner grottigen Weine und alle waren voll des Lobes und wollten auch gern so etwas haben, eine Weinkritikerin. Denn sie alle hatten viel zu viel grottigen Wein in ihren Regalen, den niemand freiwillig kaufte außer all die berühmten Penner der Stadt…
Man kam überein, weil die Prinzesin so fleißig und so gut war und so schriftgewandt, dass sie für alle schreiben könne, bei der Absprache zum Butterpreis arbeite man ja schließlich auch zusammen. Die Prinzessin könne sich so dann sogar „unabhängige Weinkritikerin“ nennen… (das gilt auch als schick und hebt das Ansehen)
Und so geschah es und so war es gut für lange Zeit – bis dann die Weinkritiker-Prinzessin andere Weinkritiker Prinzen und Prinzessinnen traf und sich mit ihnen auszutauschen begann. Und plötzlich stellte sie fest, dass es sehr viele nicht gar so grottige Weine gäbe, über die man auch schreiben könne. Und so gar richtig gute Weine, über die man auch voll des Lobes schreiben könne.
Und wieder wurde unsere Prinzessin traurig – das kleine Hutzelmännchen merkte das und auch den anderen war das nicht verborgen geblieben, als sie sich eneut trafen, um die nächste Butterpreiserhöhung für die Bevölkerung über 16,36% zu besprechen. All die Hutzelmännchen beschlossen in ihrer Butterpreisabsprachenvollversammlung, man solle der Kritikerin zukünftig auch den Champagner zu verkosten geben.
Der verkaufe sich zwar auch ohne all die Kritiken, weil, damit spült die Bevölkerung einmal im Jahr immer die Sorgen der Butterpreiserhöhung weg und auch die anderen Sorgen des Jahres. Und sie sprachen zugleich mit einem Glase Champagner ihre Hoffnung aus, dass alles vielleicht nicht gar so schlimm komme wie eigentlich befürchtet.
Wenn es dann nicht so schlimm kam, wie befürchtet, prostete sich die Bevölkerung zu und nannte es Feiern und wenn es noch schlimmer kam, als befürchtet (was öfter der Fall war), dann war der Champagner auch nützlich, um den Frust hinweg zu spülen.
Die Hutzelmännchen nannten das teure Getränk „schäumendes Glück“ – es spülte ihnen zusätzliche Millionengewinne in die Kassen und machte sie damit glücklich und die Bevölkerung war beim Genuss des Champagners auch glücklich.
Mit einem Glas Champagner im Mund sagt es sich nun mal nicht:“Ich bin traurig“ und wenn einer sagen will, „ich bin wütend“ – mit einem Schluck Champus im Mund, dann sprudelt es aus demjenigen raus und allle Umstehenden lachen. (Probiert es mal aus!)
Und lachen ist Glücklichsein. Deswegen ist die Bevölkerung auch glücklich, wenn sie Champagner trinken darf. Und der einzig unglückliche Mensch dieser Welt, unsere Kritiker-Prinzesin, darf nun auch all das schäumende Glück verkosten und darüber freut sie sich so, dass sie den harten Job vergisst, den sie das ganze Jahr über mit Bravour macht… und ehrlich, ist unsere Prinzessin nicht viel schöner anzuschauen, wenn sie im schäumenden Glück badet?
Bei ihren Treffen mit anderen Kritikern traf sie dereinst einen verarmten Krtiker, der aber sehr glücklich aussah. „Was kostet du denn?“, frug sie ihn… „Priorat“ sagte er „Nie gehört“, sagte sie, „das kennt keiner, deswegen bist du auch so arm und fährst kein teures Auto wie die Kollegen dort drüben, die Burgund und Toskana verkosten oder kommst auch nicht wie die ganz wichtigen Kollegen dort mit dem Hubschrauber aus Bordeaux (bloss gut, stürzen ja wohl auch gern mal welche ab)… Du fährst noch nicht mal mit einem Porsche die Moselsteillagen runter…“ Sie wollte ihn deswegen eigentlich bedauern, aber sie sah das beseelte Lächeln in seinem Gesicht, was sie auch immer bekam, wenn sie ihr schäumendes Glück kosten durfte.
Sie selbst hatte wegen ihres Erfolges sogar eine kleine Rakete von den Hutzelmännchen bekommen. Würde sie eines Tages nicht mehr rfolgreich genug sein, könne man sie damit immer noch zum Mond schießen, aber jetzt kann sie mit der Minirakete all ihre Termine auf der Erde wahrnehmen.
Und dieser lumpige glücklich guckende Typ fährt nichts als einen Dacia…
„Schreib mir ein Märchen über schäumendes Glück im Priorat“, bat sie ihn, weil sie das Glück in seinen Augen sah… Dort muss es doch auch schäumendes Glück geben, sehr viel, mutmasste sie.
Ja, es gab welches, das nannt sich Cava, aber es ist nicht als Priorat bezeichnet. Das ist so nicht vorgesehen. Aber bei zwei Erzeugern hatte er schon mal Flaschen schäumenden Glückes bei der „Kellerinspektion“ gefunden – die durfte er nicht kosten, weil ja nicht Priorat drauf stand. Aber einer schickte ihm schon einmal etwas von seinem schäumenden Glück mit, welches dieser Winzer aber nicht im Priorat, sondern im Cava-Land Penedès machte. Der Winzer ist aber nun pleite wegen der Krise in Spanien (und das ist leider kein Märchen) und der tolle Cava von ihm ist leider auch ausgetrunken. Also kann der Priorat-Kritiker nicht mehr über ihn schreiben…
„Also hast du gar kein schäumendes Glück mehr“, wollte ihn die Prinzesin bedauern, doch der Prioratkritiker hielt die Hand über sein Glas und schüttelte den fast schwarzen Roten so heftig, dass er schäumte… – das hat er beim Alvaro so gesehen… Er hielt ihr das Glas hin und sagte zu ihr, sie solle mal riechen.
Und die Prinzessin guckte nach dem Riechen schon glücklich und verstand nun, warum er kein extra – schäumendes Glück zusätzlich brauchte. Sie hauchte: „das sind ja wahre Riechträume…“
Und wenn sie nicht gestorben ist, dann riecht sie in Zukunft auch mal bei dem Prioratverkoster an den Gläsern und ist auch glücklich dabei. Und er ist dann beschämt, weil er ihr nicht mal schäumendes Glück aus dem Priorat vorsetzen kann.
Aber vielleicht muss er das dann gar nicht sein…
Diese Märchen ist frei erfunden und hat nichts mit anderen real lebenden oder fiktiven Personen dieser Welt zu tun – gewidmet Cordula Eich vom Super-shoppen – shopper für die Weinrallye, deren Gastgeber sie heute ist.