Unsere große 2005er Verkostung ist in die 3. Runde gegangen. Bei insgesamt 78 zu beurteilenden Weinen wird sich dies hinziehen, ich werde aber immer recht zeitnah die Weine einstellen, die fertig verkostet und ausgetrunken sind. Aufgrund des sehr hohen Niveaus werden wir uns erlauben, die zum Teil selten gewordenen Flaschen genüßlich zu trinken.
78 Flaschen haben Klaus-Peter Werner aus Ulm (vinos) und ich für diese sehr umfängliche, wenn auch nicht allumfassende Werkschau zuammen getragen. Diese Weine hatte entweder einer von uns im Keller oder wir beide. Oder wir bekamen sie jetzt noch von den Winzern oder anderen Personen für diese Verkostung gestiftet. All diesen großzügigen Spendern gebührt unser entsprechender Dank.
Unter den 78 Weinen war nur ein Weißwein, den wir daher als Wein 0 offen tranken. Die Rotweine wurden in 7er Gruppen zusammen gestellt und somit in insgesamt 11 Flights doppelt blind verkostet und dann in einer dritten Runde offen nach dem Ranking der Blindprobe rückverkostet. Einer der 7er Flights ist dabei als Piratenflight nicht aus 2005, sondern aus dem Jahrgang 2000, also bereits 15 Jahre alt.
Für die 3. Runde wurden direkt nach dem Öffnen der Flasche und vor dem Doppeltdekantieren Miniapothekenfläschen abgefüllt. Nur beim 2000er Flight hatten wir nicht mehr genug Minifläschchen, so dass lediglich ich diese Weine nachverkosten werde, die allesamt aus meinem Keller kamen.
Anhand der Form, wie die Verkostungsnotizen geschrieben sind, kann man unschwer erkennen, ob aus derselben Flasche getrunken wurde (Wein 1 bis 49) oder aus zwei verschiedenen (Wein 51 bis 78). Für die 1. Gruppe trafen wir uns Ende Oktober für 5 Verkostungstage in Coswig, die letzten 4 Flights, bei denen wir beide jeweils eine Flasche hatten, wurden getrennt in Coswig und Ulm getrunken.
Natürlich kann es im Endranking noch zu leichten Verschiebungen kommen, wenn später getrunkene Weine sich schlechter präsentieren und damit im Ranking leicht runterfallen. Die Plätze werden also damit dann nochmals hinterher korrigiert, wo es zu Platzveränderungen kommen sollte.
Nun aber genug der Vorrede, die ersten vier Weine sind jetzt nachlesbar:
Platz 78/78
Wein 29
(Lidl): Vinya Carles Crianza; Priorat – El Molar, 2005 rot;
14,5°; aus über 50 Jahre alten Reben; 11 Monate Ausbau in Fässern aus französischer Eiche
Runde 1 (blind): Undurchsichtiges Schwarzrot.. Braucht Zeit und Luft, um zu zeigen was geht. Für den Geduldigen geht was…Mineralische Nase, zieht an den Wurzeln, sehr frisch. Baut Druck auf und zeigt dunkle Frucht mit staubigem Schiefer. Ausgewogen und von guter Länge. 93+ Exzellenter Wein.
Dichte Nase, Zartbitterschokolade, animierend. Am Gaumen gekochte Frucht, etwas rustikal, die Nase verspricht etwas mehr, als der Gaumen halten kann. 90+ VP
Runde 2 (blind): Heute eine etwas komische Nase, verwelkte Blumen, etwas künstliche Noten, Klebstoff, am Gaumen besser als die Nase andeutet, wirkt aber heute auch etwas gereift. Schiefer im Abgang. 91/100 Th. Sehr Guter Wein.
Nase wirkt heute etwas rustikal. Mit mehr Luft dann deutlich besser und eleganter. Am Gaumen rote Frucht, feines Tannin, schöner Basiswein. 89+ VP
Runde 3: Kein Wein, der von Luft profitiert. Heute zwar eine klare aber sehr kleine Nase, auch am Gaumen nicht so gereift wie in der 2. Runde wirkend, aber er gleitet ins Banale ab, hat uns nichts mehr groß zu sagen. Korrekt und sauber gemachter Basispriorat. Wer so etwas noch aufgehoben hat, sollte die Flasche aufziehen und sofortig genießen, da vermag er noch etwas zu verblüffen. Jetzt ist es eher ein Schulter zucken… Das Spannendste ist die sich im Glas noch immer entwickelnde Mineralik. 88/100 Th. Sehr Guter Wein.
Angenehme Nase, Kirschfrucht, würzig, ein Hauch Vanille, schließt eher an den ersten Tag an. Am Gaumen rote und schwarze Frucht, etwas Karamell, bleibt durchaus lang am Gaumen haften. Schöner Basiswein, macht Spaß, sollte jedoch geöffnet und am gleichen Abend leer getrunken werden. 88 VP
(10-11/2015)
93+; 91; 88 Th..; 90 +; 89+; 88 VP = 89,83+++ = 90/100 Sehr Guter Wein.
Platz 77/78
Wein 30
Arrels del Priorat; La Guinardera; Priorat – Gratallops; 2005 rot;
14,5°
Runde 1 ( blind): Deutlich heller als alles bislang Getrunkene, auch wenn das Meckern auf höchstem Niveau ist, aber es fällt eben auf. Transparentes Dunkelrot. Einfache steinbetonte Nase, jede Menge aufgewirbelter Schieferstaub auf einer Handvoll Kirschen. Sauerkirschsaft und Preiselbeeren am Gaumen. Die Mineralik wird hier bis zur Perversion übertrieben. Für einen Prioratsauerbraten oder weitere 10 Jahre warten? Am Gaumen bissig und Schmerz bereitend. 85+/100 Th. Guter Wein.
Fantastische mineralische Nase, schwarze Früchte. Am Gaumen süße betörende Garnacha-Frucht, zupackende Mineralik, vielschichtig. Bleibt wunderbar am Gaumen haften. 94+ VP
Runde 2 (blind): Offene und betörende Nase, Schiefer bereits in der Nase, am Gaumen Preiselbeersaft und Schiefer, aber immer noch nicht mein Wein, eine Spur besser, aber immer noch recht bissig. 87+/100 Th. Guter Wein.
Geniale Nase, sehr animierend. Am Gaumen schöne Frucht, zupackende Mineralik, gefällt mir sehr gut, keine Ahnung was der Hammer da wieder auszusetzen hat. 94+ VP
Runde 3: Er reklamiert noch immer viel Luft für sich. Die Nase ist noch immer sehr schön, am Gaumen jetzt etwas harmonischer und nicht mehr so bissig in der Mineralik. Dennoch eher ein Essensbegleiter denn ein Solist. Stein ist noch immer das dominierende Moment des Weines, aber ich empfinde ihn mit viel Luft jetzt angenehmer zu trinken. 90+/100 Th. Sehr Guter Wein.
Wiederum eine geniale Nase die mich sofort in ihren Bann zieht. Frische Frucht, perfekte Mineralik. Am Gaumen zupackende, messerscharfe Mineralik, begleitet von einer schwarzen Frucht, Tapenade und sehr feinem Extrakt. Bleibt sehr lange am Gaumen haften. Hier sind wir auch noch nicht am Ende, der Wein hat noch Reserven. Großartig. 94+ VP
(10-11/2015)
85+; 87+; 90+ Th; 94+; 94+; 94+ VP = 90,67++++++ = 91/100 Sehr Guter Wein.
Platz 76/78
Wein 3
Mas Perinet; Perinet; Priorat – La Morera de Montsant; 2005 rot;
14,5°; Carignan, Syrah, Grenache, Cabernet Sauvignon und Merlot; 15 Monate Ausbau in Fässern aus französischer Eiche.
Runde 1 (blind): Dunkles Kardinalspurpur, in der Nase staubiger Schiefer und eher rote Früchte, Schlehe, Vogelbeerkonfekt, Kirschen. Wirkt sehr kühl, am Gaumen etwas reserviert, noch gute Tanninreserven, rote Früchte, etwas säuerlich. Gute Frische. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.
Dichte rote Frucht und Mandeln in der Nase, feine Mineralik, sehr betörend. Am Gaumen Kirschen, Brombeeren, feines Tannin, zupackend mit feinem Tannin und langem Abgang. 92+ VP
Runde 2 (blind): Leicht reservierter in der Nase, am Gaumen dominiert die säuerliche Frucht. Recht einfach gestrickt. Reißt nicht vom Hocker, eher etwas zrückgenommen. 90+/100 Th. Sehr Guter Wein.
Die Nase wirkt heute etwas verschlossener, lässt sich nur einen ganz leichten Hauch von Mineralik entlocken. Am Gaumen zupackend mit präsenter Säure, feines Tannin, mittellanger Abgang. 91+ VP
Runde 3: Unverändert zur 2. Runde. Säuerliche Frucht und Stein. Sehr pur aber auch einfach. 90+/100 Th. Sehr Guter Wein.
Feine und betörende Nase, heute wieder offener, wenn sie auch noch nicht alles zeigen will, nach einiger Zeit kommen noch röstige Kaffeenoten dazu. Am Gaumen harmonisch mit dichter Frucht, präsenter Säure, im Abgang noch reichlich Tannin und Extrakt. 91+ VP
(10-11/2015)
91+; 90+; 90+ Th.; 92+; 91+; 91+ KP = 90,83++++++ = 91/100 Sehr Guter Wein.
Platz 75/78
Wein 38
Cartoixa de Montsalvat; Montgarnatx; Priorat – La Vilella Alta; 2005 rot;
14°; 60% Carignan, 40% Grenache; von Reben, die zwischen 30 und 50 Jahre alt sind; Weinberge werden ohne Einsatz von Chemie und Pflanzengiften bewirtschaftet; 12 Monate Ausbau in Fässern aus französischer Eiche.
Runde 1 ( blind): Fast schwarz, tolles Funkeln. In der Nase geht die Post ab, offen und zum Träumen, sehr komplex. Am Gaumen aber auch eine etwas komische Note dabei, die erst mal durch ihre Künstlichkeit etwas verwirrt, dann aber auch von schwarzer Frucht überlagert wird. Dennoch hält der Gaumen für mich die Nase nicht, ebenso eine straffe Mineralik, aber noch im erträglichen Rahmen. Mit Luft besser, die komische Note weicht, auch die Mineralik wird besser ins Gesamtkonzept eingebunden. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.
Wilde Nase, Graphitnoten, am Gaumen dichte pure Frucht, etwas ungestüm, Montgarnatx? Wirkt noch etwas unharmonisch und unfertig, gute Anlagen sind aber vorhanden. 89+ VP
Runde 2 (blind): Heute deutlich runder, ohne die komische Note und mit weniger straffer Mineralik. Aber auch etwas glatt gebügelt heute, dadurch für mich nicht besser in der Bewertung als am ersten Tag. Unverändert 94+/100 Th. Exzellenter Wein.
Nase heute etwas harmonischer, fast schon animierend. Am Gaumen dichte, pralle Frucht, präsente Säure, eher leichtgewichtig. 89+ VP
Runde 3: Insgesamt unverändert. Voll und kräftig am Gaumen, aber deutlich runder als zu Beginn. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.
Nase heute durchaus betörend, Graphitnoten und Tapenade. Der Gaumen weiterhin mit dichter Frucht, sehr präsente Säure, die das ganze etwas unharmonisch und wild erscheinen lässt. Die Nase lässt mich dennoch hoffen, dass das vielleicht noch wird. 88+ VP
(10-11/2015)
94+; 94+; 94+ Th; 89+; 89+; 88+ VP = 91,33++++++ = 91/100 Sehr Guter Wein.
tbc.