Leider muss ich die Via Ferrata Roqueprins oberhalb von La Canourgue ebenfalls alleine machen, denn Steffen fühlt sich nach dem gestrigen Sonnenstich irgendwie nicht, andere Leute sind nicht in Sichtweite, wohl aufgrund des unbeständigen Wetters.
Drei Motorradfahrer waren grad mit dem Steig fertig geworden, als wir ankamen. Sie waren von der kräftigen Husche überrascht worden, konnten sich aber halbwegs unterstellen. Da sich der Regen jetzt erst mal verzogen hat, muss ich los, lasse mir aber offen, dann doch aufgrund des Wetters lieber den einfachen Weg zu machen. Die leichte Variante (gelb) heißt aber in dem Falle nur, dass es leichter ist als die andere, rote Variante. Auf keinen Fall darf das als Schwierigkeitseinschätzung missverstanden werden. Es erwartet mich nämlich hier das erste richtige Highlight der Tour. Das zeigt auch schon der Beginn der Expedition.
Ich steige ein, der Start wie auch das Ende sind beide unmittelbar am Parkplatz, man hat also weder Anmarsch- noch Rückmarschweg.
Zunächst müssen ca. 30 m absteigend überwunden werden. Hier heißt es schon mal, hingucken, was man tut. Die Hände in den Hosentaschen zu lassen, das wäre keine gute Idee. Beeindruckend steil geht es etwas im Zick Zack nach unten. Ein kurzer Wald“lauf“ folgt und plötzlich heißt es, sich zu entscheiden. Man muss über einen sehr schmalen Felsgrat an den ersten Turm heran balancieren, hier gabelt sich der Weg erstmals.
Der schwierigere rote Weg verschwindet absteigend im Nichts, mir reicht aufgrund der Nässe schon der „einfache“ gelbe Weg. Schon hier wird mit Adrenalin nicht gegeizt, ganz anders als an den beiden Tagen zuvor. Wow!
Beide Wege vereinigen sich wieder, bevor es über eine mehr als 30 m lange Passerelle geht. Der Blick auf die dann folgende Querung läßt den Herzschlag nicht verlangsamen.
Man tanzt förmlich an der Wand entlang.
Ein kurzer Blick zurück zum ersten Turm, der schon hinter mir liegt.
Nach der Passerelle wird am großen mittleren Turm gequert, bis sich der Weg erneut gabelt. Links weg geht es einfacher nach oben, der Weg zur Rechten geht weiter rechts ins Leere absteigend, blind muss man hier beim Abstieg ins Leere treten und hoffen…
Mir ist moralisch nicht nach hoffen zumute, dazu fühle ich mich wohl zu einsam grade. Außerdem ist es noch alles nass vom letzten Regen und damit ist es rutschig. Erneut nehme ich die gelbe Variante, die auch schon „schlimmer“ ist, als es zu erwarten wäre. Es bleibt sehr ausgesetzt und geht voll auf die Psyche. Schon diese ansteigende Querung ist eher nichts für Angsthasen, erlaubt aber auch keinen Fotostopp.
Erst als ich vollständig um den mittleren Turm herumgequert bin, kann ich wieder fotografieren. Man sieht hier den weiteren Wegverlauf des gelben Weges und die Abprallmatte der Seilbahnankunft. Im Hintergrund das Massiv, auf dem Steffen steht, aber mich nicht hört.
Hier startet der dritte rote Abschnitt und ich werde mutiger…
Erneut ein Blick auf das Massiv mit dem Fernsehsendemasten. Und wir sehen das Seil der Seilbahn.
Und von selber Stelle ein Blick hinab nach ganz unten… Wir blicken hier weit ins Zentralmassiv hinein, runter auf den Ort La Canourgue und auf die Autobahn A75.
tbc…