Heute abend in den Gläsern:
Venta d´Aubert; Ventus; Vino de la Tierra Bajo Aragòn; 2006
Schön funkelndes dunkles Rot, anfangs erst leicht offene Nase, die im Laufe des Abends gewaltig zulegt, Kirsch- und Pflaumenbowle, auch frischgebackener Pflaumenkuchen aus Hefeteig, sehr einladend und üppig, wenn auch der Liga angemessen „eindimensional“. Am Gaumen sehr schön und angenehm zu trinken, ausgewogen und sehr harmonisch. Lecker im positiven Wortsinne, ein unkomplizierter und üppiger Trinkgenuss mit mittlerem Körper, gut integriertem Tannin und von mittlerer Länge. Sehr gutes Preis-Genussverhältnis und sehr gute 91+/100 Th.
35% Merlot, 25% Monastrell (Mourvedre), 20% Cabernet Sauvignon, 16% Cabernet Franc und 4% Grenache bei für die Gegend moderaten 13,5° Alkohol – laut Angabe auf dem Rücketikett.
Dies weckt noch einmal Urlaubserinnerungen – wer aufmerksam mitgelesen hat, der weiß, dass wir diese Flasche noch als Muster mitbekommen hatten. Auch die heutige selbergemachte Paella
an einem trüben, stürmischen und verregneten Novembertag in Deutschland konnte gut mit diesen Weinen umgehen.
Da ich von meinem ersten Besuch bei diesem außergewöhnlichen Weingut nahe Cretas auch noch einen Ventus 2003 zu liegen hatte, lag es nahe, diesen zum Vergleich ebenfalls zu öffnen.
Bei dieser Flasche müssen natürlich auch Erinnerungen an einen Teufelsritt zur Firamittagspause von Falset aus nach Cretas geweckt werden. Gemeinsam mit Klaus-Peter Werner habe ich damals erstmalig dieses Weingut besucht, auf dem ein junges Schweizer Aussteigerpärchen seinen Lebenstraum gemeinsam mit einem deutschen Önologen verwirklicht hat…
Venta d´Aubert; Ventus; Vino de la Tierra Bajo Aragòn; 2003
Welch ein Hedo-Nasenbär ist aus diesem Teil geschnitzt worden! Die Farbe hat nicht gelitten, zum 2006er ist kein Unterschied. Aber die Nase will alles andere sein, als der unkomplizierte Spaßwein von nebenan. Das ist der Wein, den man gern zu jeder Monday-Evening-Party möchte, damit vergesse ich den Boomtown Rats Hit aus meiner Jugendzeit und auch den grauen tristen Novembertag in Deutschland Ost… Barocke Nase einer Putte, die sich in ein unschuldiges Fruchtmonster wandelt, am Gaumen deutlich mehr Druck, immer harmonisch bleibend, immer unkompliziert, aber auch fordernd… Die Sünde… Hinterher wird Espresso serviert… Schlägt dem Hitzejahr 2003 ein Schnippchen (nur 13° Alkohol, aber enorme Fruchtkonzentration am Gaumen) und ist aus heutiger Sicht ein Schnäppchen.
Leider hatte ich seinerzeit nur zwei Flaschen mitgenommen (es gab nach dieser „Basis“ noch anderes Gutes, wie den 2001er Syrah) und die jetzt getrunkene zweite Flasche offenbart neben den exzellenten 93/100 Th. noch ein weiteres Geheimnis. Die erste Flasche habe ich ähnlich gesehen, wie heute den 2006er.
Heißt, so lecker wie der 2006er heute ist, birgt er die große Gefahr in sich, dass man ihn zu jung „vergeudet“…