Ich verweile noch ein wenig im Pic Saint Loup Gebiet – zumindest haben die zwei nun besuchten Güter auch Pic Saint Loup im Angebot – auch wenn sie vorrangig in anderen benachbarten Gebieten zu Hause sind.
Domaine Clavel
Über Clavel wurde auf Talk about Wine schon so viel diskutiert, dass ich neugierig war, diese Domaine endlich einmal aus erster Hand kennen zu lernen – davor beschränkte sich meine Clavel – Erfahrung auf zwei, drei Jahrgänge des fast zum Kultwein hochstilisierten La Copa Santa. Allein ich vermochte diesem Kultstatus bislang nicht erliegen bzw. diesen nachvollziehen.
Ich traf sehr freundliche, bodenständige Winzer, die ihre Arbeit nicht weniger oder mehr lieben als die zuvor besuchten. Nichts abgehobenes, erst recht nichts aristrokratisches – nein, wahrhaft sehr sympathische Menschen, die sich auf das Wesentliche konzentrieren – gute Weine vorzustellen.
Les Garrigues 2007 – ein leichter Mourvedre – Stinker, dazu festes, rustikales Tannin. Alles in allem ein sehr guter Zechwein zum mediterranen Essen. **/*****
La Copa Santa 2007 – Weniger expressive 2007er als die Weine von Mortiès oder der Pierre von Fournel, aber er macht Trinkspaß und verblüfft mit einer auffälligen Note nach staubigen Garriguekräutern. Wirklich gutes Handwerk. Ehrlicher, sehr guter Wein, wenn auch bei weitem nicht groß. ** – ***/*****
Le Marteau 2008 – ein sehr fruchtbetonter und einfach zu trinkender Wein, den ich mit einem Augenzwinkern wegen meines Namens probieren muss. Gefällt mir sehr gut und ich sehe ihn qualitativ über dem Les Garrigues. **/*****
Bonne Pioche 2009 – der erste Jahrgang von einer neu erworbenen Parzelle in der Gemarkung von St. Jean de Cuculles, wo auch Mortiès zu Hause sind. Der Wein besteht aus 25% Mourvedre und 75% Syrah, ist wirklich sehr gut gemacht, zeígt eine gute Frucht, aber auch die typische Pic Saint Loup Charakteristik. Sehr ausgewogen und für mich schon ein guter Tipp. Würde in der Klasse der Basis – Pic -Weine sehr gut mitspielen können, wenn man preislich bis zur Markteinführung dieses Weines nichts daran ändert. Beim derzeit genannten Preisrahmen ein sehr gutes PGV. ** – ***/*****!
Fazit: An der Spitze im Languedoc sehe ich die Domaine Clavel keinesfalls, aber unter einer Vielzahl wirklich sehr guter Betriebe, die es inzwischen hier im Languedoc gibt, mischt er natürlich mit. Ein Winzer, der sein Handwerk sehr gut versteht und der preislich auf dem Teppich bleibt. Menschlich war diese persönliche Begegnung ein Zugewinn. Schöne Weine eines sympathischen Winzers, die man getrost trinken kann. Nur schaden ihm jene übereuphorischen Kommentare in Deutschland vielleicht mehr als sie ihm nützen. Vielleicht ist sich die Familie dessen sogar gar nicht bewußt, was da so alles über sie geschrieben wurde. Bei der Bescheidenheit und Freundlichkeit, die ich erlebt habe, ließe sich das durchaus vermuten.
Domaine Mirabel
In Deutschland sicher noch weitgehend unbekannt, aber im Guide Hachette bereits viel gerühmt mit Sternen und 2 Liebeserklärungen (Coup de Coeur). Seit 2002 gibt es den Erzeuger im Norden der AOC Pic Saint Loup.
Le Loriot 2009 (weiß) – natürlich kann ich mir die Frage nicht verkneifen, ob der Wein nach dem Schweizer Komiker benannt ist, aber der Winzer kennt diesen nicht einmal. Der weiße Pic Saint Loup besteht aus 60% Viognier und 40% Roussanne, ist sehr duftig, frisch und expressiv. Schöne Länge. Zwar erreicht er nicht die Qualität des Weißen von Mortiès oder des Manon, aber er bietet einen sehr guten Wein zum vergleichsweise günstigen Preis. ** – ***/*****
Le Dessert du Loup 2009 – ist ein recht blasser Rosé mit einem sehr blumigen Duft. Auch am Gaumen finden wir expressive florale Noten in diesem leichten und sympathischen Sommer-Rosé, der seine Aufgabe als Spaß- und Terrassenwein sehr gut erfüllen wird. Nur 2000 Flaschen. **/*****
Les Bancels 2009 – ein sehr unkomplizierter Roter mit sehr vielen roten Früchten aus Syrah und Grenache. Auf Walderdbeeren und Himbeeren liegt die Betonung, der sehr feine und ausgewogene Wein gibt sich weiblich – charmant. ** – ***/*****!
Les Eclats 2008 – würziger und fleischiger Pic Saint Loup. Balancierte und reife Frucht, zeigt, dass auch in diesem schwierigen Jahr am Pic Interessantes erzeugt werden konnte. Bestes PGV! ***/*****!
Le Chant du Sorbier 2008 – während der Eklat überwiegend Syrah im Portfolio hat, haben wir hier einen von Grenache dominierten Wein mit einer sehr schönen Nase und expressiver Grenachefruchtigkeit, natürlich ebenso von bestem PGV. Zwillinge zum Verlieben, nur kann ich keinen der beiden bevorzugen. ***/*****!
Fazit: Eine sehr interessante Entdeckung, wenn schon keine teuren Spitzenweine, so dann ein in sich stimmiges Gesamtkonzept und sehr preiswürdige Weine. Es wird nicht mein letzter Kontakt gewesen sein!
Es folgt in Kürze der neue alte Nachbar von Olivier Jullien…
*/***** – guter Wein (80-87/100 Th.)
**/***** – sehr guter Wein (88-92/100 Th.)
***/***** – exzellenter Wein (93-94/100 Th.)
****/***** – großer Wein (95-96/100 Th.)
*****/***** – Weltklassewein (ab 97/100 Th.)
! – hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis