Nicht weit von Jean Gardies entfernt waren ja auch die Winzer von der nördlichen Rhône, na da schauen wir doch nach den „Einzelteilen“ des Trio Infernal… Die drei hatten dieses Jahr keinen Priorat-Auftritt wie vor zwei Jahren, aber einzeln mit ihren französischen Domainen waren sie natürlich alle da.
Laurent Combier grinst, als er mich kommen sieht und zeigt auf seine Uhr. Seine Weine schaffen wir noch, aber dann ist wohl eher Schluß – Paul Coulon von der Châteauneuf-Domaine Beaurenard, der ebenfalls in dem Areal steht, winkt mir von weitem zu. Michel Gerin steht mit dem Rücken zu mir und später baut er bereits ab. Peter Fischer ist bereits draußen in der Sonne und genehmigt sich das Feierabendbier.
Domaine Combier – Blanc 2009 weiß – duftig, reich und aromatisch, ein wunderschöner Weißweinabschluss und für mich eine neue Entdeckung. Steht einem guten weißen Hermitage vielleicht gar nicht sooo viel nach? ***-****/*****
Domaine Combier – Rouge 2008 rot – eh boah eh… Sehr toller duftiger und finessebetonter Wein mit einer etwas exotischen Note. Sehr gut zu trinken! ***-****/*****
Clos de Grives 2008 rot – ebenfalls sehr interessant, leicht, kühl und mit viel Finesse, aber einem reichen Aromenspektrum. Groß – muss wohl mit zum Besten gehören, was die AOC
Crozes – Hermitage zu bieten hat. ****/*****
Bei den Mustern des 2009er Jahrgangs heißt es dann eher Notizen oder Trinken. Bei dem sich wunderbar präsentierenden Jahrgang ziehe ich das Trinken vor und daher gibt es keine Notiz außer, dass 2009 auch an der nördlichen Rhône sehr interessant werden müßte – diesem Abschluß der Probe zufolge…
Dann begrüße ich Peter Fischer – draußen zwischen zwei Hallen am Bierwagen. Wir unterhalten uns und bei uns sind noch einige, die lieber noch ein Bier genießen als im Stau zu stehen. Ich hetze mich ebenfalls nicht und genieße die Februarsonne und das Geplauder.
In den Hallen wird fleißig abgebaut – auch später als ich den Ausgang suche, sind ringsum fleißige Arbeiter dabei, die Stände abzubauen.
Und dann – man glaubt es kaum, in der letzten Halle vorm Stand der Domaine de l´ Arjolle wird noch eine Party gefeiert und munter Wein ausgeschenkt – ehe die halbvollen Flaschen dem Ausguß oder den Bauarbeitern zum Opfer fallen. Ich werde wiedererkannt, bei WOW habe ich ja den Süßwein verkostet und schwupps habe ich ein Glas in der Hand.
Notizen machen ist allerdings megaout – man plaudert mit allen Umstehenden… Einige Weine sind mir ja bestens aus früheren Jahrgängen über Jacques Weindepot bekannt und liegen auch bei mir gern im Keller, aber es gibt auch noch einige neue Entdeckungen, die in Deutschland noch nicht zu haben sind. Ich habe dann sicher noch 6 oder 7 Weine probieren können, die auch allesamt sehr ordentlich waren, so wie ich es von den mir bekannten Weinen gewöhnt war.
Der Einladung, das Weingut mal vor Ort zu besuchen, werde ich bei Gelegenheit sehr gern Folge leisten.
Als ich in der Empfangshalle bin, bleibt mir nur noch, mich bei einem wichtig aussehenden Herrn für die gute Organisation der Vinisud 2010 zu bedanken. Dieser freut sich über meine netten Worte und dann rauscht er auf einem sonderbaren Gefährt ab. Eine Frau am Empfang zwinkert mir zu – das sei der „Erfinder“ der Vinisud gewesen…
Als ich auf den Parkplatz komme, sehe ich, wie gut es war, so lange zu trödeln – kein Stau diesmal mehr, ich kann in aller Ruhe vom Platz und nach Montpellier hinein fahren…
Das war die Vinisud 2010 – ein Weinevent der Extraklasse, die nicht ganz streßfreie Fahrt hat sich allemal gelohnt, wenn ich mir die Vielzahl der gesammelten Eindrücke und die wunderbaren Treffen vor Augen führe. Auf ein Neues in 2012…