Wer kommt noch hinterher, wenn es um die Flut der Neugründungen im Priorat geht? Selbst der Prioratführer hat Schwierigkeiten. Immer wieder spüre ich oder Klaus Peter Werner neue Projekte auf, stolpern wir im Internet über einen neuen Namen oder sehen in den Geschäften vor Ort uns völlig unbekannte Weine von uns völlig unbekannten Erzeugern.
Wer sind all diese Neuen? Dies herauszufinden ist auch unter anderem eine Aufgabe meines Prioratführers Am Besten natürlich, indem wir gar die Weine verkosten können, schauen, wo sie sich in der Priorathierarchie einordnen wollen und ob sie das wirklich können.
Unterteilen wir zunächst in die „Externen“ und die „Internen“. Die Externen sind Erzeuger aus der ganzen Welt, die einen Fuß in das Paradies Priorat gesetzt haben und ihn dann von da nicht mehr weg bekommen. Sie kommen aus den USA, Südafrika, Australien, aus großen europäischen Weinbauländern wie Frankreich, Italien, Deutschland, der Schweiz, aber auch aus Ländern, die bislang nur im kleinen Stil Weinbau betreiben wie Belgien, Großbritannien, den Niederlanden oder Dänemark. Oft stehen große und namhafte Investoren dahinter, andererseits sind es aber auch Freaks und Qualitätsbesessene, die ganz klein anfangen müssen…
Das haben sie dann mit den meisten Internen gemeinsam, deren Eltern oder Großeltern irgendwo über beste alte Weinberge verfügen, deren Trauben bislang von Vögeln und Wildschweinen verzehrt wurden oder die an die Kooperative oder einen der namhaften Traubenaufkäufer gingen. Der Sohn und sehr häufig auch die Tochter sind nun nach Önologenstudium und diversen Praktika ganz heiß darauf, aus dem alten Familienbesitz das Optimum zu machen, statt in den Weinen von Alvaro Palacios, Vall Llach, Mas Doix etc. anonym unterzugehen. Man gründet eine eigene Gesellschaft und macht von der eigenen Parzelle den eigenen Wein – oft nur wenige hundert oder tausend Flaschen am Anfang.
Doch all das kostet… Die Rebanlagen müssen gepflegt werden, neue Pflanzungen finden statt, die Kellerausstattung muss gekauft werden, die Fässer, die Flaschen, die Korken, die Etiketten… Manch einer will gleich einen eigenen Keller statt erstmal irgendwo unterzuschlüpfen, Infrastruktur und gar Werbung – all das kostet und kostet und kostet…
Der reiche Superstar oder auch die Bank als Geldgeber reden meist mit in Sachen Preisfindung und Vermarktung, spekulieren mit dem investierten Geld wie mit dem Wissen und Können ihrer Schützlinge. Sie üben die Macht aus wie überall in dieser monetären Gesellschaft, die in letzter Zeit immer mehr zur Spielwiese der Zocker und Abzocker verkommt.
Und so kommt es, dass häufig Preise für die neuen Weine lanciert werden, die jenseits von Gut und Böse sind. nicht jeder neue Priorat der 30 bs 50 € Preisklasse hält, was das Etikett verspricht. Manche dagegen sind das viele Geld schon durchaus wert, aber sie werden dennoch nicht gekauft, bevor nicht ein amerikanischer Papst seinen Punktesegen gestreut hat. Und selbst dann haben sie es oft noch schwerer als die Dofí´s und Mogadors dieser Prioratwelt – ganz klar, denn diese überzeugen mehr oder weniger seit fast zwei Jahrzehnten, was aus dem Priorat kommen kann – nämlich großer Wein.
In den Zeiten von Weinwettbewerben und olympischen Sportsgeist zählen die Namen, die vorne sind. Deutschland sucht den Superstar und das Priorat den Superwinzer. Viele wollen das gerne sein, entsprechend das neue Gerangel um die besten Prioratweine seit vielleicht 2004, wo immer mehr neue Namen vorn auftauchen wie eine komplette Sammlung von Phönixen, eher dem Schiefer als der Asche entwachsen. Inzwischen gibt es viele teure Spitzenprioatweine – wieviele davon verkraftet die Welt der Weinliebhaber dieser Welt?
Im Medoc ist es einfach – ein paar erste Cru Classés, ein paar Superseconds und die zwei drei „extra´s“ – Palmer, Lynch-Bages und vielleicht noch Sociando-Mallet, jedes Kind kann die Spitzen des Medoc herbeten und der Rest ist Masse – Füllmasse im Mecoc – Ozean. Selbst wenn der eine oder andere mal in dem einen oder anderen Jahrgang eine Welle schlägt.
Das Priorat dagegen ist noch im Findungsprozeß – zwar kann auch hier jedes Kind die Namen der Pioniere herbeten, doch seit einigen Jahren gibt es keine Hierarchie mehr. Das macht das Priorat in der Spitze momentan unübersichtlich, wirkt kompliziert, der Verbraucher bleibt entweder den bewährten Namen treu oder folgt den Leittieren der Weinkritik, unmöglich, derzeit alles selber zu probieren…
Die Folge sind schwer verkäufliche Spitzenweine, verkannte Genies oder gar nicht erst entdeckte.
Und Zocker mit sauren Gesichtern, die auf ihr investiertes Geld samt Zins, Zinseszins und Spekulationsbonus warten. Die sich vielleicht schon auf anderen Spielwiesen Spaniens vertan haben.
Kein Wunder, dass da auch manches noch nicht ganz ausgegorene Projekt ins Laufen kommt, weil es ins Laufen kommen muss.
Dagegen aber gibt es auch einige unter der jungen Wilden (die nicht immer jung und auch nicht immer wild sein müssen…), die sich – zumindest jetzt noch nicht – um den olympischen Wettbewerb ganz vorne nicht groß scheren. Ziel bei Pardelasses, Mayol, Maius und Co. ist nicht die Erzeugung eines der Spitzenweine im Priorat, Ziel ist es einen bezahlbaren und authentischen Priorat – Terroir – Wein zu schaffen, der vielleicht sogar mit einem guten Preis-Genuss-Verhältnis auf sich aufmerksam macht. Und der letztlich aus genau dem Grunde gekauft wird…
Man beginnt bescheidener und ohne den Hang zum Übermass an Prestige, kann aber in heutiger Zeit damit marktwirschaftlich auf soliderem Fundament bauen. Ein Sola Classic, Ferral, Peites oder Billo kommt dabei sogar zum Basisprioratpreis auf den Markt. Er profitiert zunächst per Etikett von der Noblesse des Namens Priorat und überzeugt dann im Glas.
Das sind die neuen soliden Basisweine des Priorats, herausgegeben von neuen Erzeugern, die es sich nicht leisten (und nicht leisten könnten), nur mit der Qualität eines Ònix aufzuwarten. Wer einen dieser Weine kauft, der wird in aller Regel mit einem außergewöhnlichen PGV für Prioratverhältnisse belohnt.
Ist man mit einem Cal Pla, einem Porrera Vi Negre von Sangenis I Vaque oder einem Negre vom Celler Cecilio per Tradition auf der sicheren Seite, so ist man es mit einem Peites, einem Maius Assemblage oder einem Ferral nicht weniger. Sicher fehlt die komplexe Vielschichtigkeit der ganz Großen und auch deren Finesse, aber es handelt sich um Weine mit großem Spaßcharakter, die dennoch ihre schiefrigen Wurzeln nicht verleugnen. Kauft man diese Weine , so macht man eigentlich nichts falsch.
Ich freue mich natürlich, einige dieser neuen Weine jener bescheideneren jungen Wilden als erster in Deutschland anbieten zu können.
Zum Beispiel:
Blai Ferré I Just; Billó; Priorat; 2007 rot 14,00 € – nur noch 1 Flasche
Blai Ferré I Just; Billó; Priorat; 2008 rot 14,00 €
Celler Mas Basté; Peites; Priorat ; 2007 rot 15,00 € – nur noch 1 Flasche
Maius Viticultors; Maius Assemblage; Priorat; 2007 rot 12,00 €
Celler Castellet; Ferral; Priorat; 2006 rot 15,00 €
lieben gruß aus tirol; eine freundin sucht nach mas basté joven 2008 peites – wüssten sie, wo man diesen wein beziehen kann?
danke!
ad
Lieben Gruß aus Bernburg zurück nach Tirol, eigentlich sollte ich einige Flaschen davon zum Frühjahr bekommen. Ich setze mich mit Ihnen per Mail dazu in Verbindung.
Beste Grüße
Torsten Hammer