Aktuell verkostet: Embarbussament und Cal.Ligrama 2014 – das Rosé Projekt von Aixalà Alcait aus Torroja
Roséweine waren im Priorat lange Zeit stiefmütterlich behandelt worden, man konnte sie lange an den Fingern zweier Hände abzählen. Dennoch, die paar, die es gab, waren recht gut und erwiesen sich zum einen hinsichtlich der Speisenbegleitung als wahre Allrounder, als auch als recht robuste Weine, die nicht so schnell ausgetrunken sein müssen, wie die allermeisten Rosés dieser Welt.
Ich bin nach einigen Studien zu diesem Thema sogar der Meinung, dass sie nicht nur reifen können, sondern sogar reifen sollten. Drei bis sieben Jahre nach der Lese sind sie oft besser als nur ein, zwei Jahre nach der Lese.
Über das Maximum an Jahren gibt es noch keine Aussage, denn die Roséweine haben eigentlich alle noch den Status von Projektweinen, es gibt noch keinen wirklichen festgelegten Stil, die Winzer sind hier quasi noch auf der Suche. Ich habe auf meinem Blog bereits desöfteren zu Rosé-Weinen aus dem Priorat geschrieben und hatte es auch schon bei meinem letzten Artikel erwähnt, dass nun anscheinend der Rosé „das nächste neue große Ding“ im Priorat sein könnte. Im letzten Jahr gab es allerorten neue Roséweine, von Vall Llach über Terroir Al Limit bis hin zu den kleineren und unbekannteren Winzern. Plötzlich macht jeder, der was auf sich hält einen Rosé…
Oder wie Jordi Aixalà gleich zwei davon…
Jordi hatte mit der Lese 2005 sein Wein-Projekt begonnen – das hieß Pardelasses – ein Wein, den es heute noch gibt. Nur ganz wenige Kisten dieses 2005ers wurden produziert, über Pedro und mich kamen seinerzeit auch einige Kisten nach Deutschland – und wurden nach den ersten Lobeshymnen aus Pedro´s Mund erstmal von den meisten Weinfreunden völlig zerrissen. „Pures Steine schecken, unfruchtig, karg, freudlos… “ dies hörte man allerorten und bei den meisten, die damals ein paar Flaschen Pardelasses 2005 kauften – war der Winzer wohl danach durch – und ist es bei vielen der eher nachtragenden Spezies deutscher Weinliebhaber wohl bis heute.
Ich hatte das Weingut für den Prioratführer dennoch beizeiten besucht, war dem Charme von Jordi und Sussi erlegen und begann beim 2006er Pardelasses zu lächeln. Was für ein Schritt nach vorn! Ein solcher, dass ich das Weingut von Beginn seiner Existenz an auch in meine Selektion aufnahm. Und zwar gleich mit ebenjenem Pardelasses 2006, von dem es bei mir noch immer Flaschen zu haben gibt. Auch vom 2006er gab es nur 3.000 Flaschen und das sollte auch weiterhin so bleiben.
Jordi hat inzwischen mehr Trauben, verkauft auch nichts mehr an andere Abnehmer, nein, er macht einfach weitere Weine. Und er setzt dabei konsequent auf Grenache und Carignan, er hat nie Syrah, Cabernet oder Merlot gepflanzt oder Parzellen damit übernommen.
Und auch der einst so viel gescholtene Pardelasses 2005 hat sich inzwischen rehabilitiert. Zur letztjährigen 10 years after Probe hatten Klaus-Peter und ich jeweils noch eine Flasche davon in unseren Kellern. Damit kam dieser Wein zeitgleich in Ulm und Coswig in die Gläser und überraschte uns beide. Wir hätten schon eine leichte Besserung erwartet, aber sicher nicht diesen Sprung, den wir unabhängig voneinander erleben durften.
Und letztes Jahr im Mai goß uns Jordi mit schelmischem Lächeln zwei tiefdunkle Rosé-Weine ins Glas… Ich wollte auch mal einen Rosé probieren… – sagt er, aber nun sind daraus zwei geworden… Er hat Grenache und Carignan jeweils separat vinifiziert und dann festgestellt, das es schade sei, sie miteinander zu vrschneiden. Das könne der Kunde im Glas schießlich später selber noch ausprobieren (Odys und Seus von Silvia Puig als Idee läßt grüßen – schließlich war es auch die quirlige Silvia, die ein wenig als Patin beratend zur Seite stand…). Es faszinierte Jordi einfach, was für unterschiedliche Charaktere da in die Gläser kommen, obwohl sie sich farblich erstmal fast nichts schenken.
Wir bekamen im Mai 2015 die Weine direkt aus den Tanks und die Namen dazu präsentiert, bis schließlich die Etiketten da waren und das Prüfverfahren durch war, war der Sommer fast vorbei und so kamen diese Weine erst im letzten Oktober nach Deutschland, aber ich musste an der Stelle blind vertrauen, denn hätte ich erst dann nach endgültigen Musterflaschen einen Kauf entschieden, dann wären die paar Flaschen längst verteilt gewesen. Aber nach 10 Jahren Erfahrung mit Jordis Weinen ist Vertrauen auch möglich.
Dennoch fehlten bislang immer Zeit und Anlaß in der kalten Jahreszeit, mal diese Weine ausführlich zu verkosten. Nun waren Skrei und Lachs ein Anlass, nichts Rotes zu trinken und da fielen mir die beiden bis dato unverkosteten Weine wieder ein. Sie waren natürlich wunderbar zu den Fischen passend – der Skrei mit rotem Reis, Zucchini und Cocktailtomaten – auf den Fisch dabei eine Haube aus Creme Fraiche mit Anis, rosa Beeren und Rouille-Gewürz gesetzt, bevor er im Ofen verschwand. Der Lachs am 2. Tag mit Bandnudeln und Fenchel eher klassisch…
Und auch in der dritten Runde passten die Weine bestens zum Esen – der rustikalere Grenache mehr als der finessebetontere Carignan. Dort gab es eine Reispfanne mit Chili, Sultaninen, Cocktailtomaten und Hühnerbruststückchen, etwas orientalisch abgewürzt.
Weintechnisch war ich diesmal eher dem Carignan erlegen, aber beide Weine präsentieren sich noch etwas jung und wild. Da wird noch mehr kommen, da bin ich mir ziemlich sicher. Auch hier muss ich wieder an den Pardelasses 2005 denken, der anfangs zu Verrissen Anlaß gab. Und wo ich jetzt weiß – warten hilft. Auch diese Rosé – Weine haben es alles andere als eilig.
Hier meine Notizen zu den beiden Weinen, dem nun doch nicht mehr Neuesten Projekt von Jordi (inzwwischen bastelt er auch an einem Weißen).
Celler Aixalà Alcait; Embarbussament; Priorat – Torroja del Priorat; 2014 rosé;
14,5°; 100% Grenache; EU – zertifizierter Wein aus ökologischem Weinbau
Tag 1: Sehr dunkles Pinkrosa mit grauen Reflexen. Eingekochte Himbeeren und Schieferstaub in der offenen Nase. Auch am Gaumen eine süße Himbeerfrucht und eine staubige Mineralik, wuchtig und mit gutem Nachhall. Wirkt vielleicht noch ein wenig zu jung, auch der Alkohol schimmert ein wenig durch. Ein eher männlicher Charakter, etwas wild. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.
Tag 2: Unverändert. Noch immer recht wild und mit Kräuteraromen. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.
Tag 5: Unverändert zur 2. Runde. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.
(03/2016)
92+; 92+; 92+ = 92+++/100 Th. = 92/100 Th. Sehr Guter Wein.
Celler Aixalà Alcait; Cal.Ligrama; Priorat – Torroja del Priorat; 2014 rosé;
14,5°; 100% Carignan; EU – zertifizierter Wein aus ökologischem Weinbau
Tag 1: Dunkles Pinkrosa mit sehr schönem Funkeln im Glas. Etwas verschlossen in der Nase. Am Gaumen helle Glaskirschen, Erdbeeren und nasser Schiefer, eher leicht am Gaumen, verspielt und mit süßer Frucht, auch eine schnittige Mineralik. Ingesamt elegant und fein, legt mit Luft zu. Vom Trinkspaß her der gegenwärtig Bessere der beiden Rosé-Weine, durch die verschlossene Nase kann er sich aber insgesamt nicht abheben. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.
Tag 2: Offener in der Nase, tiefer und intensiver am Gaumen als am ersten Tag. Tolle Frucht und Mineralik. Legt insgesamt zu. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.
Tag 5: Legt nochmal deutlich zu, wird komplexer und tiefer. Schöne intensive Fruchtigkeit und Frische. Ein Zitrusfruchtcocktail. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.
(03/2016)
92+; 93+; 94+ = 93+++/100 Th. = 93/100 Th. Exzellenter Wein.
Beide Weine kann man auch bei mir per Telefon oder Mail bestellen. Sie kosten jeweils 17 € pro Flasche inklusive Mehrwertsteuer. Sie sind Teil meines umfangreichen Angebots von Weinen dieses noch eher unbekannten Winzers, der für mich insgesamt inzwischen das beste Preis-Genuss-Verhältnis aller Erzeuger aus Torroja bietet. Zum kompletten Angebot hier klicken.
Jetzt beim Schreiben fiel mir auf, dass das Ganze dann letztlich doch auch irgendwie in das Thema der diesmonatlichen WEINRALLYE passt. also packe ich es zusätzlich auch mal dort mit rein – obwohl ich die Notizen zu den Weinen auch so oder so eingestellt hätte – vielleicht mit weniger Geschichte drumherum…