… und vieles bleibt ungetan, ungesagt. Zeit für den Jahresrückblick..
Ich wollte eigentlich schon mit meinem Prioratführer weitergekommen sein,
wollte eigentlich noch einen Newsletter an meine Kunden und Leser zum Jahresende geschrieben haben,
wollte eigentlich ein frohes Weihnachtsfest gewünscht haben, aber das ist eigentlich fast schon wieder vorbei…
Irgendwie komme ich mir vor, als sei ich einer der Hamster im Laufrad, der nicht mehr dort raus findet. Um kreativ zu sein, müßte er dort rausspringen, hat er doch die Sinnlosigkeit seines Tuns im Hamsterrad längst erkannt.
Ist er draußen, dann geht das Licht aus – welches spärlich nur noch leuchtet, weil die Kraft nicht mehr dieselbe ist, wie noch vor Jahren…
Aus Angst vor völliger Dunkelheit steigt er wieder hinein ins Rad und läuft, läuft genervt und läuft verzweifelt – in totaler Finsternis ist man auch nicht mehr kreativ…
Das Jahr 2012 wird für mich als Hamsterradjahr in die Lebensgeschichte eingehen…
Es fing durchaus hoffnungsvoll an, am Jahresbeginn erinnerte sich der eine oder andere an das Priorat und seine Weine – und dabei auch an das Priorat und meine Weine…
Januar und Februar waren geprägt vom Pakete packen, vom Verkosten neuer Weine und vom verhaltenen Optimismus, Marz bis Mai vom Aufwind und zwei kurz hintereinander folgenden Reisen in Priorat, inspirierend und neuen Elan gebend. Das Gefühl, das leben sei schön und es bleibt mehr als das Hamsterrad, es kehrte zurück. Zwei Reisetagebücher drücken ein wenig davon aus. Zugleich ein unbedarftes Leben, kurzzeitig frei von Sorgenfalten – und der Gedanke – es geht endlich mal wieder bergauf – gepaart mit weiterer Investition in die Zukunft meiner eigenen frei gewählten Existenz. Der Traum von Freiheit.
Das Leben kann schön sein – aber kaum wagt man es, diesen Gedanken zu leben, schon kommen sie aus den Löchern gekrochen, diejenigen, die es nicht sehen können, wenn es Einem gut geht.
Zwar kam das Übel diesmal erstmal von privater Seite, aber das Übel bündelt immer alle verfügbaren Kräfte. Wäre das Übel harmlos, wäre es ja auch weniger übel. Meist folgen dem Übel aber die Folgeübel, die alles nur noch schhlimmer machen…
Es wäre ja immerhin noch verschmerzbar, dass einem HartzIV-Säufer einige Kisten Wein wegsaufen, wenn man sich denn auf Polizei, Staatsanwalt und Versicherungen verlassen könnte – aber wie immer, wenn der einfache und nichtprominente Mensch Opfer von Straftaten wird, ist der einfache Mensch eben verlassen… Was bleibt, ist das Gefühl, von der Polizei im Stich gelassen, vom Staatsanwalt verhöhnt und von den Versicherungen hingehalten und veralbert worden zu sein – und selbst wieder mal der Ewig – Dumme zu sein.
Während an einer Front gekämpft wird, wird dann gleich noch eine zweite aufgemacht, von dem ganzen Tohuwabohoo, in welches man schlittert, wenn man einen Angehörigen im Pflegeheim hat, will ich gar nicht näher schreiben, es vergällt einem mehr als nur den Tag.
Als dann auch noch die Versender wieder begannen, zu nerven, verlagern sich die Übel vom Privaten auch ins geschäftliche, bleiben aber Übel, wenngleich lösbare… So habe ich denn Hermes nach wiederholten Ärgernissen um verloren gegangene oder zerstörte Sendungen durch DPD ersetzt. Was mir dabei nicht klar war, dass ich die Erkältung damit durch die Pest ersetzte…
Hermes hatte immerhin eine „normale“ Schadensquote, schließlich kann immer mal etwas vorkommen, aber letztlich war es immer die Art, wie mit Schadensmeldungen umgegangen wurde – ein Nervenkrieg, bis die Schäden schlußendlich reguliert wurden – aber sie wurden reguliert und auf vielleicht 3 oder 4 Beanstandungen kamen 100 oder mehr Sendungen, bei denen alles lief (und im Nachgang hat sich Hermes auch bei mir entschuldigt und eine kleine Wiedergutmachung gab es ganz am Ende auch noch).
Nur zu DPD bin ich gewechselt, als es grad Probleme mit Hermes gab und hier gab es auf etwa 40 Sendungen vier Beanstandungen, am Ende einen Schaden von einigen 100 €, auf dem ich sitzen blieb und keinerlei Bemühungen, sich zu entschuldigen. Eine grauenvolle Erfahrung – DPD hat mir gezeigt, wie unwichtig, ja lästig dem Konzern der Kleinkunde ist. Zum Glück habe ich dann doch beizeiten die Reißleine gezogen und verbuche unterm Strich DPD als unheilvollste Erfahrung mit einem Versandunternehmen, bei dem das Wort „-dienstleister“ überhaupt nicht passt.
Glücklicherweise wechselte ich dann zu UPS, was zwar mit einigen Mehrkosten verbunden ist, aber unterm Strich zeigt UPS, dass es auch in Deutschland noch ein Versand-Logistikunternehmen gibt, für das Service kein Fremdwort, sondern eine gelebte Philosophie bedeutet. Somit ein Übel weniger, seit ich mit UPS versende, kann ich doch wieder beruhigt schlafen…
Auch wenn ich seit dem Sommer immer wieder vermehrt komisch träume… Spätestens seit dem ganzen Gerede der Politiker und in den Medien um den möglichen Untergang des Euros und der Welt und dem Aufdecken der deutschen Energiekostenapokalypse brechen die Bestellungen ein, Monat um Monat gibt es weniger Umsatz als im Vergleichsmonat des Vorjahres, sagen mir Kunden, dass sie gern bestellen würden, es aber derzeit nicht geht… Von anderen hört man einfach gar nichts mehr.
Wenn weniger Pakete zu packen sind, dann bleibt mehr Zeit zum Schreiben – der Prioratführer will dringend überarbeitet werden, zuviel Neues hat sich angeammelt, unmöglich, alles auf einen Schlag hinzubekommen… Und zum Anderen interessiert eh eh kaum jemanden – wenn er für die Information auch noch Geld zahlen soll. Das Informationen erstellen auch Kosten verursacht, interessiert nicht. Sehr gut analysiert hat das Peter Ladinig vom Institute of Drinks.
Aus genau jenem Grund habe ich auch beschlossen, mich nicht mit der Überarbeitung hetzen zu lassen, sondern den neuen Prioratführer Stück um Stück zu überarbeiten und alle aktuellen Seiten hier für jeden interessierten privaten Leser kostenlos zur Verfügung zu stellen. Vielleicht honoriert es ja der eine oder andere mit einer Spende oder einer Weinbestellung bei mir. Letztlich aber soll der Prioratführer etwas sein, was bleibt, auch wenn ich dereinst gehe… – und in meinem Alter sorgt man sich schon langsam um etwas, was bleibt…
Im Artikel von Peter Ladinig ist auch ein Link enthalten, der ausgerechnet auf einen Artikel von Mario Scheuermann verweist. Dieser umreisst hier haarscharf das Dilemma des deutschen Weinkonsums, welches in der Qualität genau so wegbricht, wie das gesellschaftlich provozierte Wegbrechen der Mittelschicht. Da hat er recht in seinen Betrachtungen, ich erlebe eben das tagtäglich – viele leisten sich weit weniger als noch vor einiger Zeit, wenige können sich mehr leisten, etliche leisten sich überhaupt nichts mehr.
So wie eben grad der eine Normalkunde, kein Weinfreak, der aber immer mal 100 € oder mehr in ein paar gute Flaschen gesteckt hat, um ein wenig am Genuss teilzuhaben, den die Welt außerhalb der Massenwaren so bietet – in diesem Jahr wollte er gad mal eine Flasche für 9 € als Weihnachtsgeschenk für seine Mutter – ein ganz normaler Enddreißiger, bislang der Mittelschicht zugehörig. Noch vor Ablauf des Jahres darf er seinen Hartz IV Antrag stellen gehen… Und beileibe kein Einzelfall in meinem aktiv erlebten Umkreis.
Heute kann es jeden treffen und dank unserer aktuellen Politik trifft es stetig mehr…
Auch bei mir blieben es Weihnachten „normale Tage“ – meine Partnerin musste eh arbeiten und was soll ich allein mit der Katze feiern. Geld für große Geschenke war eh nicht übrig dank der geschilderten Lage. Wir haben uns schöne Tage gemacht, ich hab mal richtig ausgeschlafen und der normale Trott geht auch ohne hektisches „Fest“ weiter. Zur Ruhe kommen die meisten von uns eh über diese Feiertage nicht mehr.
So bin ich wenigstens etwas zur Ruhe gekommen, indem auf Brimborium und „Tradition“ (gut selbstgemachten Kartoffelsalat mit diversen Würstchen gab es dennoch) verzichtet wurde. Und das läßt mich gut fühlen dabei. Ich hatte schon als Kind den Eindruck – Weihnachten wird überbewertet – und mich stattdessen auf meinen Geburtstag gefreut. Vielleicht gelingt mir ja dies auch heute noch oder wieder…
Die Medien versprachen großzügig den Weltuntergang, am 21.12.2012 sollte es passiert sein, aber wie bei so vielem, was Medien und Politiker versprechen, es trat nicht ein. Ich wäre eh nicht bereit gewesen dafür und die meisten, die ich kenne, ebensowenig. Bleibt zu hoffen, dass sich der Weltuntergang nicht schleichend langsam vollzieht, die Verschlechterung der allgemeinen Lebensbedingungen seit ca. 2002 verheißt für viele eben nichts Gutes. Die sogenannten Sozialreformen der letzten Dekade sind so etwas wie der Tod auf Raten. Für sehr viel mehr von uns als es uns die Machthaber glauben machen wollen.
Nun dürfen wir wieder nach vorn schauen, auf das kommende Jahr 2013, dass eigentlich nur besser werden kann als es Medien und Politiker schon wieder prognostizieren. Und wenn wir alle mit anpacken, wird es auch besser. Wir brauchen Aufbau- statt Untergangsstimmung. So etwas, wie das, was 1989 schon mal schleichend entstanden ist. Aufbruch und Hoffnung. Befreiung von dem, was uns hemmt, uns krank macht, uns kaputt macht.
Gute Weine auch und Leute, die diese erkennen und honorieren, wahren Genuss statt Geißelung. Solidarität und mehr Miteinander anstelle von Übereinander. Mehr Achtung der Kreativität und weniger Hamsterrad. Mehr Sonnenschein und weniger trübes düstergraues Weihnachtswetter.
Wir brauchen uns, um es besser zu machen – 2013 können wir damit anfangen. Jetzt, wo 2012 endlich fast überstanden ist.
Kommt allesamt gut rüber – wir sehen uns und vielleicht haben wir ein wenig mehr Spaß miteinander… ich will meinen Teil dazu bestens beitragen. Mit den Weinen meiner Selektion, mit neuen Prioratführerdateien, grandiosen gemeinsam gelebten Tagen, an denen wir den Nuffern dieser Welt trotzen. Und einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen.
Rutscht gut rein, aber rutscht nicht aus!
Hi Torsten, klingt ja nicht durchweg sonnig, was du da schreibst. Alles Gute auf jeden Fall für 2013, Thomas
Nunja Thomas, so spielt das Leben – neues Jahr, neue Chance auf etwas mehr Glück. Aber vor allem Gesundheit und Frieden.