Nun war es hier länger ruhig als erwartet.
Das hängt leider mit einer längeren Zwangspause zusammen, die ich nach meiner Rückkehr einlegen musste – Kreislaufkollaps und damit es sich lohnt, gleich noch ein schwerer Gichtanfall… Ergebnis: mehr als eine Woche fast nur Bettruhe, Laufen unmöglich, beim längeren Arbeiten am PC immer wieder Schwindelattacken. Auf das geliebte Glas Wein habe ich auch erst einmal einige Tage verzichtet.
Sicher habe ich mir mit dem Gewaltritt zurück somit keinen großen Gefallen getan – mehrere unliebsame Umstände bauten das Szenario auf, über Baustellenstaus, schlechte Ausschilderungen um Lyon mit einem völlig sinnlosen 50 km Umweg und zusätzlicher Peage, schwierigen Witterungsbedingungen mit Kälte, Regen, Sturm und sogar Gewitter und dann einem Megastau bei Ankunft in Deutschland vor Karlsruhe – am Ende funktionierte mein Körper bis zur Haustür, um sich dann eine Auszeit zu nehmen.
Begonnen aber hatte das Übel bereits am Donnerstag Mittag – statt von Aniane aus auf die schnelle Autobahn übers Zentralmassiv zu fahren, machte ich zunächst einen Umweg von ca. 50 km auf kleinen Straßen ins Pic Saint Loup Gebiet.
Gerard Jeanjean vom Mas de Fournel, den ich auf der Vinisud gleich als Erstem begegnete und dessen 2007er vorzüglich waren, hatte mir geraten, wenn ich vom 2007er noch einige Kisten wolle, dann solle ich gleich am Donnerstag vorbeikommen und sie mitnehmen – andererseits sei in Kürze alles ausverkauft. Diese Weine – natürlich auch für die Prioratführerselektion waren mir auch den Umweg, die langsamere Rückfahrstrecke und den zeitlichen Mehraufwand wert, waren sie doch vielleicht das Beste, was der über 80jährige Winzer seit seinem Erstling in 1998 gemacht hat, auch wenn 1998, 2000, 2001, 2004 und 2006 ebenso große Weine erzeugt haben. Lediglich 2002 und 2008 gab es eine qualitative Delle – ohne das diese Jahre wirklich schlechte Weine hervorbrachten.
Als ich ankam, war Gerard Jeanjean schneller draußen, als ich aus dem Auto gestiegen war. Nach herzlichem Handschlag dann die Ernüchterung – ich sei gänzlich umsonst gekommen, er habe nicht eine einzige Flasche mehr für mich! Wie bitte?!?
Wieso er mich dann am Montag zum Donnerstag einlud? Er habe sich halt geirrt, er habe nichts mehr im Keller, nicht mal mehr einzelne Flaschen für mich privat.
Ich hatte schon Mühe, meinen Unmut und die aufkommende Verärgerung nicht all zu offen zu zeigen, aber ich fühlte mich mehr als veralbert, das andere Wort mit dem „a“ nach dem ver… träfe es besser.
Völlig unverständlich aber seine Worte, es sei ja nicht weiter schlimm, dass ich mir den Weg umsonst gemacht hätte – und ich wäre ja auch schnell wieder zurück in Aniane und dann auf der Autobahn – nur dass ich dann eben mal 100 km umsonst gefahren sei – und Aniane nun vom Pic aus eigentlich schon die falsche Richtung ist…
Das Ganze kochte den Tag über immer wieder in mir hoch, bei jedem Stocken, jeder Folgepanne ärgerte ich mich wieder über diesen für mich einfach schlechten Stil eines Winzers, der drei, vier Tage später das komplette Gegenteil von dem erzählte, wie auf der Vinisud. Das ist eine Unzuverlässigkeit, wie man sie eigentlich selten trifft, das hat nichts mit kultureller Eigenart zu tun, das ist Überheblichkeit von Stars, die es nicht mehr nötig haben, dass man noch Vertrauen in sie setzt.
Schade.
Aber nun hat mir auch mein Arzt geraten, mich nicht mehr so doll aufzuregen und manches gelassener zu nehmen als früher, wo das Herz noch frischer war. Dieser Ärger hat sicher seinen Teil als Auslöser der fatalen Gesamtsituation beigetragen.
Meine Konsequenz daraus wird sein, in Zukunft keine Geschäfte mehr mit dem Mas de Fournel zu machen, mit dieser unzuverlässigen Umgangsweise mögen sich andere herumärgern, ich habe abgeschlossen damit. Meine Weine aus dem Privatbestand werde ich dennoch mit Genuss austrinken und auch die letzten noch in der Prioratführerselektion vorhandenen Weine werde ich als das verkaufen, was sie sind, nämlich wahrhaft gute Weine in bestem Preis-Genuss Verhältnis.
Den eher mittelmäßigen 2008er werde ich aber ebensowenig bestellen wie kommende Jahrgänge – weder für mich, noch für die Kunden meiner Prioratführerselektion – glücklicherweise gibt es genug andere richtig gute Dinge, die ich auf der Vinisud 2010 entdecken konnte – und wo gute Hoffnung auf mehr Seriösität besteht. Gerard Jeanjean braucht mich nicht mehr, das hat er am Donnerstag nach der Vinisud bewiesen.
Ich aber werde nun in Kürze beginnen, hier über meine Besuche und Entdeckungen auf der Vinisud zu schreiben.
Hallo Torsten,
ach kräm dich nicht so.
Eigentlich sollte man sich freuen das so ein alter Herr so einen Erfolg hat.
Wahrscheinlich hat er eh nicht mit Deinem Besuch gerechnet es gibt heute doch soviele „schwätzer“…und was weg ist ist weg.
Wundert mich auch nicht, das er alles Abverkauft hat war doch bei meinem Besuch im Sommer 09 eh nur noch ne Palette 06 und eine 07ner da.
Na und wer weiss schon wieviele Jahrgänge es da überhaupt noch geben wird ?
Gruß Marc
Hallo Marc,
ich erkenne auch nach wie vor seine Genialität als Winzer an.
Nur wurmt es schon, wenn er mich mit den Schwätzern auf eine Stufe stellt. Wenn ich eine Terminabsprache treffe, halte ich mich daran. Wenn ich jemanden einen bestimmten Wein verspreche, halte ich diesen für einen guten Kunden, den ich persönlich kenne und von dem ich weiß, er ist kein Schwätzer zurück und verkaufe ihn nicht anderweitig.
Zumal ich seit seinem ersten Jahrgang seine Weine im privaten Keller habe und ihn regelmäßig besuche. Und letzen Jahr auch eine Handelsbeziehung mit ihm eingegangen bin. Da ist für mich schon ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Ich freue mich auch über seinen Erfolg, dass er nach Japan, Amerika und so weiter verkauft und er als einer der besten Winzer am Pic inzwischen weltweit gilt – aber menschlich bin ich dennoch sehr enttäuscht nach dieser Versetzung. Was soll´s – du hast recht, ich gräme mich nicht mehr weiter darüber, ich mache einen Haken an die Geschichte und gönn mir jetzt einen guten korsischen Wein – mal zur Abwechslung.
Beste Grüße
Torsten